Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Neunter Band | |
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Gulden mehr in Anspruch genommen wurde. Der redliche Mann verschmähete jeden gesetzlichen Ausweg, sich seiner Verbindlichkeit zu entziehen. Man weiß, daß er sich für seine Gläubiger zu Tode arbeitete. Als die Hälfte der Bürgschaftssumme abgetragen war, da entrückte ihn der Herr dem harten Arbeitstische und den harten Gläubigern. Scott starb insolvent: aber ein Krösus an allem Ehrengut ist er gestorben. Nach seinem Tode erwachte das öffentliche Schamgefühl; man eröffnete eine Nationalsubscription, um Abbotsford der Familie Scott’s zu erhalten, und sie besitzt es nun als ein unentäußerliches Legat der Dankbarkeit.
Das Schloß ward nach Scott’s eignem Entwurf und unter seiner unmittelbaren Leitung erbaut. Es ist im mittelalterlichen Styl aus grauem Granit aufgeführt, regellos, mit vielen Vorsprüngen, Erkern, Eckthürmen, Warten, mit bald engen, bald weiten Fenstern, die bald tiefer, bald höher stehen; die Eingänge und die Außenwände sind mit Schlingpflanzen berankt und das Ganze hat das Ansehen einer ritterlichen Wohnung aus dem 14ten Jahrhundert. Heitere Bequemlichkeit, unter einer alterthümlichen Form, ist der Charakter des Innern. Zimmer und Cabinets ketten sich regellos, aber behaglich, an einander, alle Wände sind mit Holzschnitzereien getäfelt, mit ritterlichen Waffen und Geräthen behangen. Die Bankett-Halle ist ein Meisterstück dieser Ausschmückungsweise und sie war geräumig genug, alle Freunde des großen Dichters auf Einmal zu empfangen. Bei solchen festlichen Gelegenheiten spielten bergschottische Pfeifer in der malerischen Tracht der vergangenen Zeit alte Weisen auf, der freundliche Wirth war dann voller Hingebung für seine lieben Gäste, er entfaltete die ganze Liebenswürdigkeit seines Charakters. –
Um das Schloß her ist ein Park, und Scott’s Hand, welche bei den Anpflanzungen selbst Spaten und Harke rüstig rührte, gibt ihm eine Weihe eigner Art.
Scott’s Grab ist nicht in Abbotsford zu suchen. Die abgestreifte Hülle des großen Geistes hat in den romantischen Ruinen von Deyburgh-Abbey ein einsames, entlegenes Ruheplätzchen gefunden.
Paris, die Wiege der Revolutionen, ist selbst dem Geiste der Umwälzung und Veränderung fortwährend unterworfen. Jedes Jahrzehnt verändert die Gesichtszüge der ungeheuern Stadt. Gärten verwandeln sich in
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Neunter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Philadelphia 1842, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_9._Band_1842.djvu/188&oldid=- (Version vom 3.1.2025)