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nach ihm die Jakobskirche, ein vortreffliches Monument altdeutscher Kunst. Das Rathhaus trägt ebenfalls alterthümliches Gepräge und besitzt mancherlei Schmuck. Sein Aufbau fällt noch in das 15. Jahrhundert. Bei weitem die meisten der schönern Gebäude gehören der Neuzeit; so der Palast des Landesgouverneurs, das Franzensmuseum, – dieses mit den schön geordneten Sammlungen von Allem, was Natur und Kunst, Fabriken und Manufakturen Bedeutendes im reichen, fleißigen Mähren erzeugen. Im Gouvernementspalaste sieht man Etwas, was wohl in der ganzen Welt nicht zum zweitenmale gefunden wird. Wer kann’s errathen? Ein Pflug ist’s, mit dem ein Kaiser ackerte. Joseph der Zweite – der Reine, Edle, Große, so viel Verkannte, – der ackerte damit eines Bauern Feld, welchen er bei seinen einsamen Spaziergängen zufällig bei’m Pflügen traf. Er wollte des Landmanns Stand nicht blos ehren, er wollte auch seine saure Arbeit kosten, und der Vorsatz, dem Bauer die tausend Fesseln allmählich abzunehmen, die seinen Fleiß verkümmern, war die Frucht. Daß keine Herkuleskraft damals ausgereicht, den Vorsatz zur vollen That zu machen, ist Joseph’s Schuld nicht.

Brünn ist reich an wissenschaftlichen Anstalten aller Art; seine Schulen – obenan stehen das Gymnasium und die polytechnische Schule – sind ausgezeichnet, und der Wohlthätigkeitssinn der Einwohner führt den älteren Instituten für Unterstützung Armer und Leidender, für Arbeit und Unterrichtbedürftige, immerfort neue zu. Hauptgewerbe ist die Tuchmanufaktur, welche, seit lange blühend und von großem Rufe, mit großer Capitalkraft und eben so großer Intelligenz betrieben wird. Baumwolle- und Seiden-Weberei gedeihen ebenfalls, nicht minder andere verwandte Gewerbe.

Die Umgebungen von Brünn gleichen einem Parke, den die Kunst, im Schwesterbunde mit der Natur, verherrlichte. Der Franzensberg und der Augarten sind Lieblingsnamen für den naturfrohen Brünner und an schönen Tagen das Ziel für Tausende. Großartige Szenerien bietet das Adamsthal dar mit seinen Höhlen und seinen Burgruinen auf den grauen Felsen.



Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Achter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1841, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_8._Band_1841.djvu/37&oldid=- (Version vom 30.11.2024)