Seite:Meyers Universum 8. Band 1841.djvu/34

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

in Schaaren zusammenkamen, hat jetzt nur 13,000 Einwohner, und die Frequenz der Universität, obschon sie die einzige des Königreichs und so reich mit Stipendien und Freistellen ausgestattet ist, daß den meisten hiesigen Studierenden der Aufenthalt kaum etwas kostet, ist auf 900 gesunken. Zu des großen Pombal’s Zeit war sie 7000, noch vor 90 Jahren wurde die Aula von 3000 Studiosen besucht! Solche Zahlenverhältnisse reden deutlicher über Portugals Zustand des Einst und Jetzt, als ein ganzes Buch. –




CCCXXXV. Brünn.




Nicht stolze Triumphbögen und Palläste, nicht Wasserleitungen, die sich von einem Hügel zum andern schwingen, nach Römerart und Römersinn, verkündigen die Nähe der Hauptstadt einer der reichsten Provinzen des österreichischen Kaiserthums: – ein Kranz von Gärten und Rebenhügeln mit freundlichen Landhäusern umschließt sie, breite Heerstraßen, vom Handel belebt, ziehen ihr zu, und als Wahrzeichen blickt ernst der gefürchtete Spielberg von seiner Höhe auf sie und die köstliche Gegend hinab. Brünn ist eine wohlhabende, menschenwimmelnde Stadt, wo Gewerbe, Handel und Bildung ihren Sitz vereint aufgeschlagen haben; eine Stadt der Neuzeit, denn nicht der Vergangenheit, sondern der Gegenwart gehört ihr schönes Gedeihen und ihre Blüthe. Noch im vorigen Jahrhunderte hatte Brünn nur 20,000 Einwohner; jest übersteigt die Bevölkerung die Zahl von 50,000. Eine Gränze seines Wachsens ist nicht abzusehen, und noch in neuester Zeit haben ihm die schaffenden Götter der Jetztwelt ein neues, mächtiges Element des Gedeihens zugeführt. Die Kaiser Ferdinands-Eisenbahn macht Brünn gewissermassen zu einer Vorstadt Wien’s, und schüttet die tausend Vortheile über sie aus, welche die Nähe der Hauptstadt eines großen Reichs gewährt.

Heute nichts über die Urgeschichte dieser Gegenden, über welche die höchste Kultur ihre Segnungen breitet; nur die Sage sey erwähnt, ein heidnischer Mährenkönig, Magomir, habe im Jahre 800 die Stadt erbaut. Zunächst an seine Zeit erinnert der ehrwürdige Dom, den die Landesapostel, Cyrill und Methard, gegründet;

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Achter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1841, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_8._Band_1841.djvu/34&oldid=- (Version vom 30.11.2024)