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versiegen. Alle schwedischen Bergwerks-Distrikte sind sehr unfruchtbare Landschaften, und ihrer Oberfläche scheint der Reiz der Natur absichtlich genommen zu seyn, damit die Kinder der Tiefe, die Bergleute, um so weniger den Mangel fühlen.

Die Gegend von Fahlun in Dalekarlien entspricht dieser Beschreibung. Düstre Nadelwälder bilden einen einförmigen Kranz um eine Landschaft, die so wüst und wild ist, wie sie Milton als das Exil von Dämonen beschreibt. Ueberall sieht man Felsen und dürres Gesträuch, und die wenigen Felder, welche der unermüdliche Fleiß angelegt hat, geben durch ihr ärmliches Ansehen das traurige Zeugniß von der Undankbarkeit des Bodens für so viele an seiner Pflege verschwendete Mühe. Aus dieser Oede starren die von Rauch geschwärzten Thürme der Stadt Fahlun hervor; aber aus ihren Mauern ertönt ein Pochen und Stampfen und Hämmern – ein Leben, lustiger und fröhlicher, als in den orangenduftenden Thälern Siciliens. Sieben Jahrhunderte schon hat dies Leben gedauert, und so lange hat es ein einziger der hier begrabenen Erzschätze – Fahlun’s Kupfergrube – geschaffen und genährt.

Diese berühmte Mine – sonst die größte in Europa und noch immer eine der bedeutendsten – hat seit ihrem Entstehen über 6 Millionen Zentner Kupfer, einem Werthe von 180 Mill. Thalern gleich, geliefert. Während der Regierungszeit Gustav Adolf’s überstieg die Jahresbeute von ihr oft 90,000 Zentner, und sie war eine Hauptquelle für Schwedens Macht. Mit den Millionen, die hier der schwedische Bergmann dem Schooße der Erde entriß, rüstete Gustav Adolf für die Freiheit des Gewissens und des Glaubens seine Schaaren, und ein wunderbarer Fingerzeig der Wege Gottes ist es, daß gerade damals die reichsten Adern sich aufgethan, wie niemals zuvor und niemals nachher wieder. Unter Karl XII. sank ihr Ertrag auf 35,000 Zentner; ärmer und ärmer wurden die Erze je mehr der Bau sich erweiterte, je mehr er in die Tiefe drang, und jetzt sind sie so arm, daß ihr Durchschnittsgehalt an Kupfer kaum 2½ Prozent beträgt. Immer aber werden noch jährlich über 10,000 Zentner Kupfer, im Werthe von 300,000 Thalern, ausgeschmolzen, und 500 Bergleute fahren jeden Morgen an.

Der Bau dieser Grube ist das Imposanteste, was man sehen kann, und die Werke von Menschenhand über der Erde erscheinen klein und winzig, verglichen mit diesem unterirdischen. Die Erze werden theilweise aus einer Tiefe von 200 Lachter (1400 Fuß) gewonnen. Der Grube Haupteingang ist ein aus dem Fels gehöhlter Kessel, so groß, daß man das Colosseum in Rom mit sammt dem Vatikan hineinstellen und – verbergen könnte; denn er ist 600 Fuß weit, und hat eine senkrechte Tiefe von 280 Fuß. Ueber diesen schauerlichen Abgrund ragen die Gerüste mit ihren Schnäbeln, an denen die Tonnen beständig auf- und niederfahren, welche Erze und Gestein zu Tage fördern. Eisenbahnen durchkreuzen sich, auf welchen das Geförderte zu den Halden rollt, welche in bedeutender

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Achter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1841, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_8._Band_1841.djvu/225&oldid=- (Version vom 13.12.2024)