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Weit über die Thore von Aosta hinaus strecken sich die Trümmer der alten Augusta. Weinreben klettern an und auf den versunkenen Säulenhallen der öffentlichen Plätze, und die Kastanie schattet über den verschütteten Gewölben, welche einst die kostbarsten Waaren füllten: die Seidenstoffe Persiens, die Spezereien Arabiens, die kunstreichen Gold- und Silberarbeiten von Byzanz und Damaskus. Blöckende Heerden weiden auf den Schwellen von Thermen, in der geweiheten Cella eines Tempels, jetzt ein Stall, möckert die Ziege der Armuth; dürres, schlankes Riedgras lispelt auf dem Altare, wo der Priester einst die Opfer schlachtete, und auf der Via militaris, wo zur Welteroberung die Legionen zogen, pfeift der Marmotjunge sich Muth zum ersten Weltgang. –

Der Bogen des Augustus – die Porta triumphalis der Römerstadt – ist der schönste antike Bau in ganz Piemont. Reiner, edler, einfacher Styl, Größe und Solidität der Bauart, machen ihn würdig, der Repräsentant des Augustäischen Zeitalters zu seyn. Er ist von Marmor und geschmückt mit zehn corinthischen Säulen. Seine einzige Verunstaltung ist gerade das, was ihn erhielt: ich meine das Bild des Gekreuzigten, das in der Mitte des Bogens befestigt ist, und ohne dessen Heiligenschein gewiß das Denkmal längst verschwunden wäre.




CCCLXX. Kertsch, am cimmerischen Bosporus.




Der älteste griechische Sagenkreis macht den cimmerischen Bosporus zum Schauplatz der Thaten der Götter und Heroen. Die Herkules-Mythe knüpft ihre Fäden an seine Gestade; so jene der Iphigenia und der Argonauten. Auch in spätern Zeiten, während der Glanzperiode Griechenlands, blieb die herakleische Halbinsel in inniger Verbindung mit Hellas, und sowohl an der Küste des schwarzen Meers, als am Gestade der Meerenge, blüheten viele griechische Pflanzstädte. Es entstand ein bosporanisches Reich, das viele Jahrhunderte dauerte und den alten Verkehr mit Griechenland festhielt. Mit dem Untergang der griechischen Welt, weniger

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Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Achter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1841, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_8._Band_1841.djvu/205&oldid=- (Version vom 11.12.2024)