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von guten Verhältnissen. Man erkennt, daß sein Baumeister, indem er das Aeußere des Palastes der Mode anpaßte, von den Fesseln seines Zeitalters frei, viel Würdigerers geleistet haben würde.

Den Besucher des Schlosses empfängt eine sehr schöne, von acht hohen Marmorsäulen getragene Halle. Zwei Gemälde von Peter Candid sind hier angebracht: Symbole der Monarchie und der Wissenschaft.

Hohe Flügelthüren öffnen zum Eintritt in den großen Speisesaal. Dort hängen die lebensgroßen Bilder des bayerischen Regentenhauses: viele von guten, einige von berühmten Künstlern. Eine prachtvolle Marmortreppe, leider nicht ganz vollendet, führt in das erste Geschoß des Palastes und zum großen Bankettsaale, den 20 schlanke Bogenfenster erhellen. Sein Boden ist mit Marmor getäfelt. Große Gemälde aus der bayerischen Geschichte füllen die Wände; und jene des folgenden Raums, des Siegessaals, Schlachtengemälde vom Meister Beich: die Treffen des Churfürsten Max Emanuel, denen der Künstler selbst beigewohnt hatte. Nun folgt die eigentliche Gallerie: – gegenwärtig 1500 Bilder in einigen fünfzig Sälen und Zimmern zählend. Sie nimmt die ganze ehemals kurfürstliche Wohnung und einen Theil der Räume ein, die der höhern Dienerschaft angewiesen waren.

Dieser kostbare Gemäldeschatz ist hauptsächlich unter der Regierung Königs Max angehäuft worden. Als dieser gütige und lichtfreundliche Monarch das Lichtscheue in seinem Lande austilgte, die Schulen reformirte und die Klöster aufhob, gelangten aus den geistlichen Stiftern und Abteien die dort bewahrten bessern Gemälde in die königlichen Sammlungen, und ein Theil des Kunstreichthums, der in der Residenz allein nicht unterzubringen war, kam, auf Anrathen des damaligen Galleriedirektors Mannlich, in das Schleißheimer Schloß. Vorzüglich waren es die älteren Bilder, welche hier aufgestellt wurden, und zwar so, daß das Streben, Irren, Einlenken und Fortschreiten der älteren deutschen Kunst in fast ununterbrochener Zeitfolge dem Beschauer vor Augen trat. Durch diese Anordnung wurde für das Wiedererkennen und würdigen der altdeutschen Kunstschätze recht eigentlich die Bahn gebrochen. Unter einer Anzahl von 500 Gemälden der frühesten Meister, die hier vereinigt waren, fand sich nicht ein einziges Bild als Copie oder Wiederholung. Voller Verwunderung sah man jetzt, wie Deutschland zu einer Zeit, in der man die Nation in Barbarei und Unwissenheit versunken glaubte, auf seinem Boden die köstlichsten Blüthen der Kunst in Menge entfaltet hatte, ebenbürtig den herrlichsten, welche zur nämlichen Periode auf italischem Grunde sproßten, ja diese in vieler Beziehung und an Mannichfaltigkeit und Menge noch übertreffend. Was König Max für die Zusammenstellung und das Verständniß der alt-oberdeutschen Malerschule wirkte, thaten mit nicht minderem Verdienste für die Kunstgeschichte gleichzeitig die Gebrüder Boisseree in Cöln für die alt-niederdeutsche, und als deren Sammlung vom Könige erworben und ebenfalls nach Schleißheim (jetzt in der Pinakothek) kam, war nun der reichste Stoff zur Vergleichung vorhanden, welche zu den

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Achter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1841, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_8._Band_1841.djvu/194&oldid=- (Version vom 10.12.2024)