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tauschte; er war das Ziel von unzählichen Karavanen, welche die große Wüste, an deren Saum Timbuktu liegt, von allen Seiten her durchschnitten, und einen Verkehr veranlaßten, der, ältern Nachrichten nach, unglaublich scheint. Timbuktu galt als Emporium Afrika’s, der Sitz des Reichthums und Glanzes; man legte ihm 300,000 Bewohner zu. – Die Colonisirung der afrikanischen Westküste durch Europäer, die Einrichtung von Sklavenmärkten in ihren Niederlassungen und andere Ursachen, gaben dem Handel eine veränderte Bahn; Timbuktu verlor allmählich die frühere Bedeutung; innere Kriege, die das Land (Sudan) verwüsteten, vollendeten seinen Ruin. Jetzt ist Timbuktu, das noch von Caillé vor 3 Jahrzehnten gepriesene, ein armseliger Ort, wo 20,000 Menschen, meistens in schlechten Erdhütten, zwischen den Trümmern wohnen, welche von der alten Herrlichkeit übrig sind. Vom einst unermeßlichen Verkehr hat sich nicht viel mehr erhalten, als ein noch von den Caravanen Nordafrika’s besuchter Sklavenmarkt, wo die Handelsleute aus Marokko, Fez, Tunis, Tripolis und Cairo Heerden von menschlichen Wesen aufkaufen, um die Märkte Nordafrika’s damit zu versorgen. Ehedem sollen hier jährlich über 200,000 Sklaven verkauft worden seyn; jetzt ist wohl der zwanzigste Theil das Maximum. Bevor die englische Regierung dies Gewerbe brandmarkte, schlichen auch Christen in Menge dahin, ihre Mitgeschöpfe wie Vieh einzuhandeln. – Britische Protestanten, holländische Calvinisten, deutsche Lutheraner, die Katholiken Spaniens und Portugals: sie alle kamen voll Gier nach Menschenfleisch, tauschten dagegen ihre Waaren und meinten noch, sie trieben ein ehrliches Gewerbe, da die christlichen Könige es erlaubt, da sie den Sklavenhandel in gesetzlichen Schutz genommen hatten. Diese Zeit ist vergangen, und in dem Verhältniß, wie der Genius der Gesittung auch in Nordafrika wurzelt und Eroberungen macht, wird der älteste Mittelpunkt jenes ruchlosen Verkehrs von der Erde verschwinden.




CCCXXXII. Triest.




Buch, du bist dem Leben des Menschen gleich. Ein seltsames Bild verdrängt das andere. Kaum hält der Blick eins mit Theilnahme fest, so wirbelt’s fort, verschwindet in dem Nebel der Vergangenheit, und ein anderes wirft den Schleier der Zukunft ab und tritt in die Gegenwart.

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Achter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1841, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_8._Band_1841.djvu/18&oldid=- (Version vom 29.11.2024)