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Raçen. Jedes Gesicht fast ist mit andern, fremdartigen Zügen beschrieben. Tartaren, Russen, Armenier, Perser, Kalmücken, Kirgisen machen die Hauptmasse aus. Die Armenier sind meistens Kaufleute und viele sehr vermögend. Die Seidenfabriken haben die Perser in Händen, welche eine besondere Vorstadt, Gilan, einnehmen. – Die Gegend um Astrachan ist zwar eine Wüste; doch haben Geld und Beharrlichkeit die Steppe in der nächsten Umgebung zu Gartenanlagen umgeschaffen, wo Wein und feine Obstsorten vortrefflich gedeihen. Sie sind geschmückt mit artigen Villen, den Sommerwohnungen der Reichen und hohen Beamten.




CCCLV. Die Tempel von Mahabalipur in Indien.




Dort im indischen Sonnenland, wo der Garten der Erde noch heute blüht; dort, wo die Wiege des Menschengeschlechts ist, und wo für die Geschichte der Geisterwelt die Forschung die ältesten Urkunden sammelt, – dort ist auch die Wiege jener erhabenen und einfachen Vorstellungen, in denen die Religionen aller Völker und Zeiten wurzeln, und welche schon die Genesis dem ersten Menschenpaare in die Seele legt. Dort hat auch die Kunst, der Religion erstgeborne Tochter, die ersten Denkmäler ihres Wirkens auf Erden zurückgelassen.

Die älteste Kunst hatte keinen andern Maßstab für ihr Streben, als die Natur; ihre Muster waren die Werke des sublimsten aller Meister – des Schöpfers selbst. Als die Menschen ein Obdach wünschten zur gemeinschaftlichen Verehrung Gottes, suchten sie zuerst die Höhlen der Erde auf, und da sie diese nicht aller Orten finden konnten, bauten sie sich selbst welche. So entstanden die allerältesten Bauwerke Indiens – jene Höhlentempel, die wir in einem frühern Bande dieses Werks schilderten. Die Troglodyten-Architektur begreift die erste Periode aller Baukunst in sich. Die Zweifel französischer Forscher gegen das hohe Alter dieser stupenden Werke sind hinlänglich widerlegt worden. Die Zeit ihrer Entstehung ist wahrscheinlich zwischen 5000–4000 Jahren vor unserer Zeitrechnung.

Jene Tempel waren aus dem Leibe der Erde gehöhlt. Bald jedoch strebte der menschliche Geist nach freieren Formen; er wollte, wie Gott mit den Bergen gethan, so auch das Haus Gottes frei stehen sehen, vom Aether umweht, und die Luft seines Anblicks genießen; er wollte Licht haben im Tempel, Sonnenlicht, nicht blos

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Achter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1841, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_8._Band_1841.djvu/132&oldid=- (Version vom 6.12.2024)