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kommen Handelsleute aus allen Theilen des Reichs, von Petersburg, Archangel, Moskau, – und die Käufer und Verkäufer aus allen Theilen des innern Asiens, bis nach Kiachta und dem Indus hin. Gegen zweitausend Buden aller Art sind dann aufgeschlagen, es bildet sich eine große Messe, auf welcher man die Produkte des Ostens und des Westens gegen einander tauscht. – Der Fischfang ist zwar Regal der Krone; wird aber von dieser nicht selbst betrieben, sondern an eine Gesellschaft Astrachanischer Kaufleute jährlich verpachtet. Diese giebt wieder ihre Lizenzen an kleinere Vereine, Watagen genannt, welche die verschiedenen Fischerei-Stationen an den Ufern der Wolga und den benachbarten kaspischen Küsten besetzen. Eine solche Watage besteht aus 50 bis 100 Mann. Die Hauptgegenstände des Fangs sind Störe, Hausen und Sewrjugen; auch Welse und Barben.

Der Fang geschieht mittelst starker Netze oder eines Gezeugs (Nest genannt), das aus Tauen besteht, an welchen tausende von Angelhaken mit Köder befestigt sind; auch mit Wehren und Dämmen und andern großartigen Verrichtungen. Zuweilen ist die Menge der Fische, welche aus dem kaspischen Meere in die Wolga herauf tritt, so ungeheuer, daß ihre Wucht die Wehre selbst zertrümmert. Das Geschäft ist für die Unternehmer in der Regel äußerst einträglich. Es gibt hier Leute, die sich damit Millionen erwarben. – Das Fleisch der gefangenen Fische wird theils gesalzen, theils getrocknet in das Innere des Reichs (im Winter gefroren bis nach Petersburg, Riga, Reval, Pernau etc. etc.) versendet. Der Roggen der Störgattungen wird frisch, ober ganz leicht gesalzen (man gibt etwa auf 40 Roggen 1 Pfund Salz), in Fässer gepackt und geht als Caviar durch die Welt; die Schwimmblasen der Hausen, der Welse etc. etc. aber geben, getrocknet, den Fischleim, welcher als Hausenblase ebenfalls überall hin versendet wird. Der Ertrag der Fischerei beläuft sich in einem Jahre auf 3 bis 4 Millionen Rubel. –

Nächst Fischerei und Handel beschäftigt die Salzgewinnung in den benachbarten Salzseen (der Salzverbrauch für die Fischerei ist sehr groß) ansehnliche Capitale und viele Hände, und unter den Gewerben treten die Juchten, Saffian-, Chagrin-, Seiden- und Baumwollen-Manufakturen großartig hervor.

Astrachan ist theilweise neu und schön gebaut – und schon aus seiner äußern architektonischen Physiognomie kann man auf die seiner Bevölkerung schließen. Alle möglichen Varietäten des orientalischen Style finden hier ihre Repräsentanten, und eben so reichlich sind die des abendländischen vorhanden. Neben dem Minaret der Moschee erhebt sich der vielgekuppelte Bau einer russischen Kirche, und der einfache protestantische Tempel neben dem finstern, phantastischen, tartarischen Palaste. Die Hauptstraßen sind breit; die öffentl. Plätze aber durch unscheinbare Buden entstellt. Die Bevölkerung ist eine Musterkarte der Nüançen der slavischen, mongolischen und caukasischen

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Achter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1841, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_8._Band_1841.djvu/131&oldid=- (Version vom 6.12.2024)