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längst geschlossen; und doch hören wir ihn das Evangelium verkündigen so laut und so wirksam, als er es den heidnischen Thüringern und Katten und Franken und Friesen verkündigte. Vergangen ist das irdische Organ seiner Stimme; doch tönt sie zehntausendfach in vielen Zungen und unter hundert Völkern. Die irdische Lebensfackel ist erloschen; aber an der ewigen Leuchte seines Wirkens erwärmen sich fort und fort Tausende von Herzen zur muthigen Nachfolge in seinem Berufe, und in seinem Beispiele findet jegliche Begeisterung für die Verbreitung des Evangeliums und christlicher Art und Tugend eine nie versiegende Quelle und unerschöpfliche Nahrung. Wer kann sagen, Bonifazius lebe nicht mehr? Wer sagen, in dem und dem Jahrhundert höre sein Fortleben auf? Wer kann ihm überhaupt eine zeitliche Grenze stecken? Eben so gut könnte man dem Leben der Menschheit selbst das Ende verkündigen.


Winfried Bonifazius, Sohn eines Bauers, wurde um das Jahr 680 in England geboren. Im Kloster zu Exeter erzogen, erhielt er im 30. Jahre die Weihe des Priesters. Den größten Theil Europa’s bewohnten damals heidnische Völker. Thatkräftig blühete das Christenthum aber in England. Dort trat ein Kreis begeisterter Männer zusammen, auszuziehen nach dem Beispiele der Apostel und unter die in der Finsterniß des Götzenglaubens versunkenen Völker das reine Licht des Evangeliums zu tragen. Nach Holland gingen Swibbert, nach Schweden Siegfried, in Süddeutschland waren früher schon Kilian in Franken, Emeran in Bayern, Galius in Schwaben wirksam. Nach Norddeutschland zog Bonifazius. Er begann sein Apostelamt 717 bei den wilden Friesen; mußte aber nach unsäglichen Gefahren unverrichteter Sache im nachfolgenden Jahre nach England zurück. Dort machten ihn die Brüder seines Klosters zu ihrem Abte. Aber weder die amtliche Würde, noch die Erinnerung an die erlebten Gefahren konnten des Bonifazius frühern Vorsatz erschüttern. Er erlernte die Idiome der deutschen Volksstämme, zog von allen Seiten Erkundigungen über ihre Sitten, Lebens- und Vorstellungsweisen ein, und als er sich zu seinem Vorhaben in Allem vorbereitet fühlte, legte er die Abtswürde nieder, ergriff den Pilgerstab und wanderte nach Rom, sich den päpstlichen Segen zu seinem Apostelberufe zu holen. Gregor II. ertheilte ihm förmlich Vollmacht, das Evangelium allen Völkern Germaniens zu verkündigen. Hierauf zog Bonifazius durch Tyrol und Franken unter das Volk der Thüringer, und mitten in ihren finstern Waldgründen, unweit Gotha, bei Altenberge, pflanzte er, 719, das Zeichen Christi auf. Unter den furchtbarsten Gefahren und Verfolgungen der heidnischen Priester erwarb sich die Wahrheit seiner Rede und der Mann, der sie verkündete, Freunde, und ehe 3 Jahre vergingen, stand das siegende Kreuz auf den Zinnen aller Berge, und Kapellen und Kirchen erhoben sich, wo man in heiligen Hainen den ungestalteten Götzen blutige Opfer gebracht hatte. Wieder ging Bonifaz nach Rom, Rechenschaft abzulegen von den Erfolgen seiner Apostelwirksamkeit, und der Papst erhob ihn zum Bischof. Nach seiner Rückkehr vollendete er im Hessenlande das Belehrungswerk und dehnte es bis tief in Westphalen aus; überall stiegen die

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Siebenter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1840, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_7._Band_1840.djvu/72&oldid=- (Version vom 26.10.2024)