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Verbindung, welche von hier aus ihre Wurzeln tief in das Innere des Reichs geschlagen hat, und deren gemeinsamer letzter Zweck die Vertreibung der Mandschu-Dynastie zu seyn scheint. Ihrer Constitution nach hat diese Gesellschaft mit der europäischen Freimaurerei viel Aehnliches. Wie diese ist sie eine Verbrüderung von Interessen Einzelner, die, wie sich von selbst versteht, immer und überall nur auf Kosten der Gesammtheit der Staatsinsassen sich geltend machen kann, und

„Das Gute wechselseitig theilen,
Das Böse gegenseitig tragen“

dient zum Aushängeschild und Wahlspruch. Die „Gesellschaft der Dreivereinigt“ hat ihre Erkennungszeichen, ihre Symbole, ihre Grade, ihre Siegel, ihre Logen, ihre geheimen Zusammenkünfte; sie macht ihren Wohlthätigkeitssinn schaubar und leitet ihren Ursprung vom frühesten Alterthum ab. Verschiedene kaiserliche Edikte zeigen, daß die Regierung die Schädlichkeit dieser geheimen Verbindungen einsieht; aber sie beweisen zugleich ihre Ohnmacht, sie zu unterdrücken. Die Zahl der Mitglieder der Dreieinigkeitsgesellschaft schätzte man schon im Jahre 1837 auf 270,000.

Nächst Calkutta ist Canton der erste Handelsplatz in Asien und für die Größe seines Verkehrs geben nur Markte wie London, Liverpool und Marseille einen würdigen Maaßstab. Ja, wäre der Handel dort frei, oder nur in weniger enge Fesseln geschlagen, so müßte Canton alle andern Städte der Erde an Handelswichtigkeit übertreffen. Canton’s Verkehr theilt sich in den innern und den äußern. Jener verzweigt sich durch alle Theile des unermeßlichen Reichs und selbst in den entferntesten Provinzen, in den Städten von Turkestan, von Tibet, in Kiachta, haben hiesige Kaufleute stehende Agenturen. Die äußern Zeichen dieses Handels geben freilich nur einen allgemeinen Begriff von seiner außerordentlichen Größe. Genaues hierüber ist nie bekannt geworden, und eben so wenig läßt sich das Capital bemessen, das er beschäftigt. Die Großhändler Cantons gelten durch ganz China als Krösusse, und der Luxus dieser Leute ist sprichwörtlich im Reiche. – Der äußere, oder der Seehandel, theilt sich in den asiatischen und europäischen. Jener begreift den Küstenverkehr mit andern Häfen China’s; mit Ostindien und seinem Archipel. Er ist besonders mit Calcutta, Sincapore, Batavia, mit den Hafen Tonkin’s, Siam’s und Cochinchina’s sehr bedeutend. Fast durchgängig wird er mit chinesischen Fahrzeugen (Junken) von uralter, schwerfälliger, gebrechlicher Bauart geführt, die aber große Waarenlasten, bis zu 1200 Tonnen, zu schleppen im Stande sind. Die Zahl der jährlich ankommenden und absegelnden Junken übersteigt öfter 4000. Zum europ. Handel hingegen wird kein Fahrzeug mit chin. Flagge zugelassen; ihre Bauart macht auch die Junken zu langen Seereisen unbrauchbar. Er wird mit den Schiffen der europäischen Handelsvölker und der Amerikaner geführt, bezieht sich hauptsächlich auf die chines. Exporten, und diese werden zu drei Fünftel mit klingender Münze

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Siebenter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1840, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_7._Band_1840.djvu/42&oldid=- (Version vom 26.10.2024)