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Unterrichtsanstalten, die unsere Volksschulen, Gymnasien, Seminarien und Universitäten vertreten. Jedes schulfähige Kind, dessen Aeltern nicht den Privatunterricht nach einem ebenfalls genau vorgeschriebenen Lehrplan vorziehen, ist zum Besuche der Volksschule gemüßigt, welche sich in jeder Gemeinde befindet. Der Unterricht in derselben beschränkt sich auf Lesen und Schreiben, chinesische Grammatik, Landesgeschichte, Religion und die staatliche Einrichtung des Vaterlandes. Die Unterweisung in der Musik, in den mathematischen Disciplinen und den Künsten ist frei gegeben. Der Stand der Wissenschaften ist der nämliche, wie er vor tausend Jahren war; ihre Fortschritte in der übrigen Welt sind für China so gut wie gar nicht vorhanden. Auch die Lehrbücher sind noch so, wie sie vor uralter Zeit waren, und sie werden mit Holzplatten (Stereotypen) stets unverändert abgedruckt. Man betrachtet sie für so unantastbar, als wir die Bibel. Alles Lernen besteht bis zum 13. Jahre in Auswendiglernen; erst dann gibt man Definitionen und weckt das Nachdenken. Ländereien bilden den Fond der öffentlichen Schulen durch’s ganze Reich.

Die Kinder, welche sich den Gewerben widmen, verlassen die Schule gewöhnlich mit dem 13ten Jahre; jene aber für den Staatsdienst bestimmten unterwerfen sich im Centralort der Provinz einer Prüfung, nach derem Bestehen sie in den Districtsschulen (Gymnasien) Aufnahme finden. Als Kronzöglinge verlieren sie von diesem Augenblicke an das Recht, sich einen Stand zu wählen; sie gehören dem Staate, der sie später in seinem Dienste, nach Maßgabe ihrer Fähigkeiten, verwendet. In Seminarien und Universitäten vollenden sie ihre Bildung. China zählt im Ganzen etwa 1500 höhere, von der Krone fundirte Unterrichtsanstalten, darunter 180, welche, als letzte Lehrstation für den Staatsdienst, unsere Universitäten einigermaßen vertreten können. Die Gesammtzahl der Studenten ist ungefähr 40,000. Das kaiserliche Pädagogium in Peking ist die Pflanzschule für die Professoren und hat 160 Zöglinge. Dieß Institut besitzt die schätzbarste Sammlung der chinesischen Literatur; auch seit acht Jahrhunderten eine eigene Buchdruckerei.

Die Reisen der Europäer nach China beschränken sich fast immer auf Macao und Canton, da bei der eifersüchtigen Abgeschlossenheit der Chinesen es äußerst schwer hält und immer mit Gefahr verknüpft ist, in das Innere des Landes zu dringen. Bei Macao, dem Inselhafen an der Südküste China’s, wo man eine portugiesische Niederlassung duldet, gehen die aus Europa kommenden Fahrzeuge gewöhnlich vor Anker (auf der Rhede Wampoa), und die Reisenden machen die Fahrt hinauf nach Canton in einer leichten Yacht bei günstigem Wetter in 30 Stunden. Der Anblick des Landes ist entzückend. Die ganze Bay und der breite, einem wogenden See gleichende Strom, sind rundum von malerischen Höhen bekränzt, bie sich in blauer Ferne zu Gebirgen erheben. Ueberall, wohin der Blick schweifen mag, zeigen sich an den Abhängen der Berge, in fruchtbaren Thälern, oder vom Ufer freundlich auf die Wogen herunterblickend, reinliche chinesische Dörfer, während über dem Wasserspiegel hunderte von Booten mit ihren fächerartigen Segeln leicht dahingleiten. Dazwischen fahren die Mandarinenschiffe

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Siebenter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1840, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_7._Band_1840.djvu/36&oldid=- (Version vom 26.10.2024)