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Die nicht zum eigentlichen China (dem Centralreiche) gehörigen Länder (Thibet, Turkestan, die Mandschurei etc.) werden auf andere, wenig bekannte Weise verwaltet. In allen Städten derselben stehen zahlreiche chinesische Garnisonen. Man betrachtet sie gewissermassen als Außenposten des Reichs, als Militärgrenzen.

Die letzten Eroberer des Landes (welche aber an der uralten Reichsverfassung nichts änderten und zu ändern brauchten, weil kein vollkommneres Staatssystem zur leichtern Beherrschung von vielen hundert Millionen Menschen zu erfinden war), die Mandschuren und Mongolen und andere Stämme, welche sich bei jener Einfall in’s Reich zu ihnen schlugen, bilden den Kriegerstand, zu dem alle erwachsene, dienstfähige Männer dieser Volksparzellen von 25–60 Jahren gehören. Sie machen gegenwärtig etwa 300,000 Mann aus, von welchen fortwährend 120 bis 150,000 in und bei Peking cantoniren, und so für die executive Gewalt ein ausreichendes imposantes Heer zur Verfügung lassen. Die andere Hälfte ist als Garnisonen in den größern Städten des Reichs vertheilt. Außer diesen Truppen (den Fahnentruppen im besondern Sinne), welche den Kern des chinesischen Heeres bilden und etwa 250 Regimenter, jedes von 3 Bataillonen zu 3 Compagnien von 150 Mann, ausmachen, besteht ein Schützencorps von 90 Compagnien, welches die Dechuren, Solonen und Tungusen stellen müssen und das eigentliche chinesische oder Nationalheer, (die Truppen der grünen Fahnen), welches die 1600 Meilen lange Grenze nach Indien und Rußland hin bewacht und Thibet, Turkestan etc. besetzt hält. Mit den 800,000 Milizen steigt die gesammte chinesische Heeresmacht auf 14 Millionen Streiter an, von denen fast aus Cavallerie besteht; der Zahl nach eine furchtbare Macht, aber der europäischen Disciplin und Taktik gegenüber nichts weniger als zu fürchten.

Die Bewaffnung der Truppen ist schlecht; die Infanterie hat nur zum kleinern Theile Luntenflinten von elender Beschaffenheit, der größte Theil nichts weiter, als Pike und Seitengewehr. Die Reiterei ist mit Helm und Küraß, Lanze und Säbel und Luntencarabiner schwerfällig gerüstet. In offner Feldschlacht gegen ein britisches oder russisches Heer würden 50,000 Chinesen gegen 10,000 Europäer nicht einmal eine Chance des Erfolgs haben. Wie so viele Erfindungen lange zuvor, ehe sie in Europa gemacht wurden, in China Anwendung fanden, so ist auch der dortige Gebrauch des Pulvers im 8. Jahrhundert schon gewiß. Unter der Dynastie Tang (die 907 endigte) gaben Kanonen in Schlachten den Ausschlag.

In einem Staate, wo man alle Thätigkeiten seiner Insassen mit solcher Genauigkeit regelt, bevormundet und überwacht, wie in China, wird man begreiflicher Weise dem Schul- und Erziehungswesen die größte Aufmerksamkeit widmen, und sorgfältig bedacht seyn, Alles daraus zu entfernen, was vom Zweck chinesischer Volksbildung, den Menschen zum willenlosen Theil in der Staatsmaschine zu machen, ablenken könnte. Der öffentliche Unterrichtskreis ist daher in China auf sehr enge, genau abgesteckte Grenzen beschränkt. Er umfaßt vier Arten von

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Siebenter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1840, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_7._Band_1840.djvu/35&oldid=- (Version vom 26.10.2024)