Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Siebenter Band | |
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Unter die reizendsten und angenehmsten Gegenden Deutschlands, welcher die Besucher zu Schaaren herbeiziehen, gehört auch jene, von welcher unser Stahlstich einen der gepriesensten Punkte darstellt. Die fränkische Schweiz, zwischen Baireuth und Bamberg, nimmt einen Flächenraum von etwa 3 Geviertmeilen ein, von welchem Muggendorf den Mittelpunkt bildet. Es ist keine Schweiz mit Alpen, vor deren Größe der winzige Mensch erschrickt; üppige Wiesen, fruchtbare Felder, malerisch unter Bäumen halbversteckte Dörfer, krystallhelle Berggewässer, Felsen und Felsthäler, die Wunder der Stalaktidenbildung in den unterirdischen Höhlen, Burgruinen und Schlösser, fröhlicher Gesang der Vögel, und ein derbes, verständiges, in seinen Sitten noch einfaches Völkchen: dieß sind die Elemente des Vergnügens, welche den Reisenden in der fränkischen Schweiz erwarten.
Die Riesenburg ist die schönste Felsparthie dieser merkwürdigen Gegend. Sie bildet ein natürliches Thor, ähnlich einem ungeheuern Triumphbogen. Man erklimmt auf Leitern ihre Zinne, von der man einen köstlichen Ausblick in das wild-romantische Thal genießt.
Seit 2 Jahrtausenden ist England der große Marktplatz für Zinn; seit einem halben Jahrhundert ist es der für Blei; seit zwei Jahrzehnten auch für Eisen und Kupfer. Der verständige Spekulationsgeist der Britten hat die verborgenen Schätze des Landes dermaßen auszubeuten verstanden, daß z. B. die Minen von Cornwallis jetzt allein mehr Kupfer liefern, als alle Bergwerke der übrigen Welt zusammen. In den letzten fünf Jahren wurden durchschnittlich 300,000 Zentner Gaarkupfer gewonnen, im Werthe von 18 Millionen Gulden.
Sechzig Millionen Zentner Erze werden jährlich in den verschiedenen Gruben durch 36,000 Bergleute gefördert, und diese ungeheuere Quantität wird auf mehr als 1000 Schiffen nach der an der Küste von Wales, inmitten der reichsten Anthrazith- und Steinkohlendistricte gelegenen Stadt Swansea verschifft, um da in den Hüttenwerken verschmolzen zu werden. Bevor die großartigen, metallurgischen Gewerbe in Swansea aufkamen (denn nicht bloß geschmolzen wird hier das Kupfer; auch dessen Verarbeitung zu Schiffböden, Kesseln, Geschirren etc. etc. wird in kaum glaublicher Ausdehnung getrieben!) war der Ort ein kleiner Flecken, von armen Fischern und Kohlenhändlern bewohnt; jetzt hat er 21,000 Einwohner und ist eine der schönsten und reichsten Fabrikstädte England’s. – Die Ansicht von Swansea mit seinem Wald rauchender, thurmhoher Essen ist charakteristisch und gibt ihm von weitem ein wahrhaft vulkanisches Ansehn.
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Siebenter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1840, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_7._Band_1840.djvu/241&oldid=- (Version vom 19.11.2024)