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besuchten in Deutschland. Die Zahl aller öffentlichen Schulen übersteigt hundert. 5 Gymnasien, mehre Gewerbschulen, polytechnische Schule etc. etc. öffnen jedem Stande die Wege zu höherer Ausbildung. Zu diesem regen Treiben für Erlangung und Verbreitung von Kenntnissen tragen über 400 Schriftsteller bei, und der Verlags-Buchhandel ist nächst dem Londoner, Pariser und dem Leipziger der größte in der Welt.

Als deutsche Fabrikstadt steht Berlin gegenwärtig in der vordersten Reihe; und wirklich kenne ich keine, die ihm den ersten Platz streitig machen könnte. In mehren Manufakturzweigen, in einigen Shawlgattungen z. B., in Posamentierarbeiten, in Bändern, in Bijouterien von Eisenguß etc., hat es teine, selbst nicht die englische Conkurrenz zu fürchten, und es hält in allen Welttheilen Markt. 5000 Stühle beschäftigen Tuch-, Wollen- und Baumwollen-Zeuge allein, 1200 die Bandmanufakturen; die Porzellain- und Steingutfabriken haben über 500 Arbeiter; Zuckerraffinerien, Papierfabriken etc. etc. über 2000. Die Fabrikation lakirter Blechwaaren, feiner Korbflechterarbeiten etc. steht in großartigem Betrieb. Die Fertigung von Putz, Stickereien etc. beschäftigt über 10,000 weibliche Hände.

Zu dieser gewerblichen Größe, die immer zunimmt, gesellt sich Berlin’s freudige Entwickelung als Handelsplatz, eine Entwickelung, die, von Seiten des Gouvernements mit Vorliebe gepflegt und auf das kräftigste unterstützt, der Hauptstadt eine neue Aera des Gedeihens und des Glanzes verheißt. – Durch die Spree und ihre Canäle ist sie mit Oder und Elbe schon längst verbunden; aber diese Hebel des Verkehrs müssen, so bedeutend sie an sich sind, bei der Betrachtung der ungeheuern Vortheile in den Schatten treten, die Berlin als künftigem Centralpunkt eines ganz Mittel-Europa verknüpfenden Eisenbahnkreuzes erwachsen werden, dessen Endpunkte bei Danzig, Stettin, Lübeck, Hamburg, Amsterdam und Antwerpen; am Mittelrhein; und über Breslau auf der Linie der Libau-, Warschau-, Wien-, Triest-, Mailänder-Bahn zu suchen sind. Ein Blick auf die Karte und auf den von Preußens Staatsregierung mit Umsicht, Klugheit und Beharrlichkeit verfolgten, dem Beobachter längst nicht mehr verschleierten Plan genügt, um begreifen zu lernen, welches Glück Berlin aus der frühesten und thatkräftigsten Benutzung eines Communikationsmittels erwachsen muß, daß bestimmt ist, dem Welthandel neue Bahnen anzuweisen und Ländern und Nationen bisher unbekannte Erwerbsquellen wie mit einem Zauberschlage in Menge zu öffnen. –

Eigentlicher Markt ist Berlin gegenwärtig nur für Getreide und Wolle und seine Wollmesse ist die besuchteste in der Welt. Der Umsatz auf derselben übersteigt 6 Millionen Thaler. – Als Börse war von jeher Berlin blos von sekundairer Wichtigkeit, da seinen Operationen die Capitalkräfte abgehen, welche andere Plätze, z. B. Frankfurt, Wien, Amsterdam etc. zu so großen Unternehmungen befähigen, die allein im Stande sind, auf den Gang der Course selbstständigen Einfluß zu üben. Zudem steht, bei’m Verkehr mit Staatspapieren, (den preußischen ausgenommen)

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Siebenter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1840, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_7._Band_1840.djvu/24&oldid=- (Version vom 25.10.2024)