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eine der wichtigsten in ganz Italien; ihr Hauptschatz, Raphael’s Verlöbnis der Maria, wurde durch den kostbaren Stich Longhi’s auch dem größern Publikum bekannt. Die königliche Münzsammlung und jene im Pallaste Tivulzio gehören zu den vollständigsten der Welt; und von Privat-Kunstsammlungen und Bibliotheken (viele der letztern außerordentlich reich und noch lange nicht hinlänglich durchforscht,) sind einige dreißig berühmt und den Fremden leicht zugänglich. Von dem regen wissenschaftlichen Sinne in der höhern Mailänder Gesellschaft geben eine Menge Anstalten und Vereine Zeugniß, deren Zweck ist, Kunst und Wissen zu befördern. Unter den Lehranstalten zeichnen sich noch aus: die beiden Lyceen mit reichen Sammlungen; das große Seminar zur Bildung von Priestern; das musikalische und das Kunst-Institut; das Cadettenhaus und das von der Gräfin Torelli-Guastalla gestiftete weibliche Erziehungs-Institut. – Keine Stadt Italiens ist so reich an gemeinnützigen Stiftungen und Anstalten der Wohlthätigkeit. Das große Hospital für 4000 Kranke und Arme ist das magnifikeste und am besten eingerichtete in Europa, und besitzt das königliche Einkommen von einer halben Million Gulden. Das Hauptlazareth, das Taubstummeninstitut, das Findelhaus und viele andere sind Prachtwohnungen für das Elend, und das Zuchthaus und das Leihhaus (MONTE DI STATO) wetteifern in architektonischer Schönheit mit den Privatpalästen, welche letztere auch meistens Schätze der Kunst bewahren. – Zehn Theater zählt Mailand, von denen das della Scala das größte in ganz Oberitalien ist. Es faßt 15,000 Zuschauer. Seine innere Einrichtung ist dem Aeußern angemessen. – Der Vicekönig wohnt nicht im alten königl. Palaste, sondern in einem kleinern, der neuen Residenz, die anmuthig am großen Corso liegt, auf dem an schönen Tagen des Mailänders leidenschaftliche Liebe für glänzende Equipagen den Fremden ein glänzendes Schauspiel bereitet. Vom Corso bewegen sich die unabsehbaren Carossenzüge durch die von Alleen durchschnittenen Rasenplätze, welche die Caserne umgeben, in welche sich der uralte Palast der Visconti und Sforza verwandelt hat. – Boulevards und Corsi am östlichen und am römischen Thore sind die Lieblingepromenaden der Mailänder Damenwelt, und an Festtagen mischen sich alle Stände in den Giardini publici, den öffentlichen Gärten, durch einander, das Vergnügen aufzusuchen. Diese Gärten sind geschmackvolle Anlagen mit Restaurationen, Ballsälen und Bädern, und des Abends werden sie oft auf das prächtigste erleuchtet. Außerhalb der Stadt ist Napoleon’s Circus zu Wettrennen und öffentlichen Spielen, mit Sitzen für 30,000 Zuschauer, sehenswerth.

Mailand gilt als der Vereinigungspunkt der Elite der lombardischen Gesellschaft; die größten Grundbesitzer haben hier ihre Paläste, und das Höchste, was das Land an Rang, Würde und Bildung hat, findet sich wenigstens auf einige Monate des Jahrs hier vereinigt. Der gesellige Ton ist gut; der Fremde von Bildung ist in den höhern Kreisen gerne gesehen und findet leicht Eingang. In den mittlern Ständen herrscht durchgängig Wohlstand und häufig ist großer Reichthum bemerklich.

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Siebenter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1840, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_7._Band_1840.djvu/235&oldid=- (Version vom 19.11.2024)