Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Siebenter Band | |
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dem Bestreben vereinigt, die Gefallenen aufzurichten und nach überstandener Bußzeit der Gesellschaft als nützliche Glieder zurückzugeben. Außerdem sind eine Menge kleinerer Institute und Privatvereine für wohlthätige Zwecke wirksam; andere für Wissenschaft und Kunst; z. B. das Museum (den Sinn für’s Schöne allgemein anzuregen, und noch von Carl v. Dalberg gestiftet); der Instrumentalverein, der Kunstverein (seit 1829 bestehend, mit jährlichen Ausstellungen); der Senkenbergische naturforschende Verein etc.; der physikalische Verein; der geographische Verein etc. – Unter den höhern Unterrichtsanstalten steht oben an das vortreffliche Gymnasium mit 10 Professoren. – Eine Realschule, Musterschule, die öffentliche Zeichenschule etc. befriedigen die in Bezug auf den Unterricht der Mittelstände so sehr gesteigerten Ansprüche der Zeit. Der schöne Sinn, der mit so vieler Sorgfalt für die Lebenden wirkt, hat auch der Abgeschiedenen gedacht und die Todtenäcker: der Petersfriedhof, der neue jüdische und der Sachsenhäuser sind in freundliche Gartenanlagen umgewandelt worden. Eine schönere Nekropolis als alle diese ist jedoch der neue christliche Friedhof, etwa ¼ Stunde von der Stadt auf einer Höhe mit der weitesten Aussicht auf Stadt und Strom und das Taunusgebirge. Unter schattigen Ahornbäumen wandelt der schlafende Erdenpilger den letzten Weg hinan, wo ihn die Todtenzelle eines griechischen Tempels das letzte Obdach gibt. Von der Hand jeder beigesetzten Leiche führt eine Schelle in die Stube des Wärters, der mit Allem versehen ist, um den Scheintodten schleunigst wirksame Hülfe zu leisten. Der ganze Raum des Friedhofs ist ein Park, in welchem Blumenbeete mit Baumgruppen und Rasenplätzen wechseln. Hier ruhen die Erwachsenen in Hainen, die Kinder in einem Wäldchen von Rosenbüschen. Dieses schöne Denkmal des Gemeinsinns wurde 1827 vollendet.
Von den Quellen des Reichthums, der in dieser Stadt fortwährend so viel Großes und Schönes schafft, werde ich an einer andern Stelle zu reden veranlaßt seyn, und dann auch eine Schilderung des Frankfurter Lebens versuchen.
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Siebenter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1840, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_7._Band_1840.djvu/208&oldid=- (Version vom 23.11.2024)