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Thäler hin, jene Hafendämme, im Boden des Meeres ruhend, jene Straßen über die steilsten Gebirge, jene Festungen in der Wüste, jene Bäder, Cirken und Amphitheater endlich, in welchen Rom Lust und Spiel den Völkern in Tausch für Freiheit bot. – Jene Lehre, daß das menschliche Daseyn der Ueberwundenen nur zur Knechtarbeit bestimmt sey, daß die Freude und der Genuß ausschließlich nur den Herrschenden als Privilegium gehöre und das betrogene Lastthier reichlich abgefunden sey, wenn man ihm für die verlorene Gegenwart eine unleserliche Anweisung auf die ewige Seligkeit ausstelle, – die hat die alte Roma nicht gekannt.


Unter allen Städten der römisch-gallischen Provinzen, die zu Julius Cäsars und Augustus Zeit durch große und nützliche Werke der Baukunst verschönert wurden, ist Nismes, im südlichen Frankreich, die einzige, wo noch gut erhaltene Ruinen römischer Gebäude stehen. Das uralte Nismes, welches schon Strabo groß heißt, war zu August’s Zeit die erste Stadt der Provinz, die altera Roma. Es blühete, bis die Vandalen es verheerten; diesen stürmten die Gothen nach; diesen Franken und Sarazenen. Nismes, als Stadt, verschwand von der Erde; nur an den Riesenbauten jener Zeit brausten die Wetter machtlos hin. Erst der Vandalismus in späterer christlicher Epoche und die langsam zerbröckelnde Hand der Zeit hat nach und nach jene Römerwerke verstümmelt, oder sie ausgetilgt.

Die berühmtesten Ueberbleibsel sind, außer der großen Wasserleitung, ein Tempel, jetzt Maison quarrée genannt, das Amphitheater, ein Nymphäum und die Thermen. Alle diese Ruinen sind in neuerer Zeit von den Schutthaufen gesäubert worden, welche sie zum Theil dem Auge entzogen, und sie werden jetzt sorgfältig vor weiterer Zerstörung bewahrt.

Das Amphitheater ist das größte, was die Römer außerhalb Italien bauten; und außer dem Colosseum gibt es nichts, was vom Genius Rom’s eine gewaltigere Vorstellung geben könnte, als diese Trümmer.

Sie bildet ein Oval, dessen größter Durchmesser 405 Fuß und dessen kleinster 317 Fuß beträgt; die untern Sitzreihen ruhen auf 60 vierzehn Fuß breiten und ein und zwanzig Fuß hohen Bögen; die obern auf Bögen derselben Anzahl, welche jedoch etwas niedriger sind. Die Gesammthöhe des Gebäudes war 60 Fuß und sein Raum groß genug, um 25,000 Zuschauer zu fassen. Portikus, Säulen, Pilaster und Decorationen, selbst mehre halbrunde Bildwerke: Thierköpfe, 2 Gladiatoren, und eine die Erbauer Rom’s saugende Wölfin sind noch gut erhalten.

Das Ganze ist aus Werkstücken von festem Sandstein aufgeführt. Die Füllung der Zwischenräume besteht aus kleinen Stein-Brocken und Mörtel. Die Platten der Sitze sind größtentheils schon vor Jahrhunderten weggeführt und anderwärts verwendet worden; hingegen sind die Schranken der Arena ganz erhalten; auch die Souterains

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Siebenter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1840, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_7._Band_1840.djvu/172&oldid=- (Version vom 13.11.2024)