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Wächter, mit guten Teleskopen bewaffnet, auf die der Küste nahenden Schiffe zu achten haben und deren Erscheinen durch telegraphische Signale anzeigen müssen. So kann sich kein Schiff auf 10 Meilen in der Runde nahen, ohne erspäht zu werden.

Nach zweistündigem Steigen gelangt man zu einem Plateau, das von 3 Seiten mit starren Basaltfelsen eingeschlossen ist. Durch die Schluchten bläst fortwährend scharfer Zugwind und die Dürftigkeit der Vegetation gibt ihm einen öden, desolaten Anblick. Auf dieser Bergebene steht ein ziemlich großes, aber niedriges, verfallenes und unwirthlich aussehendes Gebäude, dem man es ansieht, daß es gegen die Mißhandlung der auf solcher Höhe (1800 Fuß über der Meeresfläche) hausenden Winde sich selbst nicht schützen konnte, und noch weniger fähig ist, seinen Bewohnern Schutz zu gewähren. Gestrüpp, das in der Nähe umhersteht, deutet auf den einstigen Versuch, hier einen Garten anzulegen. Das ist Longwood, der Ort, wo der Mann des Jahrtausends das letzte Jahrzehnt seines Lebens zubrachte; jener Mann, dem die Welt zu klein war.

Das Haus wird geöffnet. Das erste Zimmer, in welches man tritt, ist das ehemalige Billardzimmer des Kaisers. Es ist öde; an den kahlen Wänden nagt der Moder, der abgefallene Kalk der Decke liegt am Boden. Namen von Leuten aller Nationen, mit Sprüchen und Worten voller Sinn und Unsinn, bedecken jedes Fleckchen, das für einige Worte oder Buchstaben Raum gab. Empörend wendet man sich von manchen Worten, Zeichen und Bildern weg, mit denen nur die äußerste Rohheit einen solchen Raum besudeln mochte. Viele höhnen den im Leben Mißhandelten noch im Tode. So sticht die Kothfliege auf dem Schlachtfelde gefallene Helden.

Es folgt das Courzimmer; ein kleiner Saal für die Levees und Gesellschaften des kaiserlichen Gefangenen. Dieser Raum ist noch desolater als der vorige. Die Fensterscheiben sind zerbrochen, alte Breter schützen dürftig vor dem schneidenden Zugwind. Eggen, Spaten, Pfähle stehen umher; eine Futterbank ist das Hauptmöbel, ein Sieb zum Fegen des Getreides und Pferdegeschirr der Wandschmuck. Der Saal des Kaisers ist zur Rumpelkammer des Bauers geworden, der das Haus jetzt einnimmt. – Die nächste Piece ist ein enges Stübchen; die fehlenden Scheiben sind mit Oelpapier ersetzt und ein hölzerner Stuhl neben einer Handmühle gibt ihm ein, vergleichweise, wohnlicheres Ansehen. Ahnest du, wo du bist? Du bist im Sterbezimmer Napoleon’s. Die Ecke, worin das Todtenbette stand, ist frei gelassen, damit der Besucher, versteht sich gegen ein Trinkgeld an den Knecht des Hauses, sich einen Spahn als Reliquie aus dem Getäfel schneiden kann. – Daneben blöcken Kühe – Kühe in des Kaisers Schlafzimmer, das man zum Stalle verwandelte. Aehnlichen Bestimmungen dienen die übrigen Räume, die Zimmer der Getreuen; Bertrand’s, Montholon’s, Las Casas’, des Arztes O’Meara und der Dienerschaft Napoleons.

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Siebenter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1840, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_7._Band_1840.djvu/17&oldid=- (Version vom 24.10.2024)