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für mehre Millionen Gulden versendet. Seitdem der Verbrauch von Citronensaft, als dem besten antiscorbutischen Mittel, in der englischen Marine allgemein wurde, wird jener im Großen bereitet und jährlich zum Belaufe von 300,000 Gulden ausgeführt.

Der Kunstfreund findet in Messina geringe Ausbeute. An alten Gemälden und Sculpturen ist wenig da, und was da ist, gehört der Mittelmäßigkeit an. Die auf öffentlichen Plätzen stehenden vielen Statüen der Könige mit ihren pomphaften Inschriften haben blos Metallwerth. Leer geht auch der Alterthumsforscher aus; doch dieser findet reiche Entschädigung für das ihm so langweilige in einer Handelsstadt in den Ruinen des nahen Taormia.




CCCXIII. Rudolstadt.




Gar anmuthig liegt die kleine Hauptstadt des schwarzburg-rudolstädtischen Landes zwischen steil ansteigenden, mit Fichten bewachsenen Bergen im üppigen Saalgrunde, und imposant prangt über ihr die hohe Heidecksburg, das fürstliche Schloß.

Rudolstadt führt seine Geschichte in jene Frühzeit der Thüringer hinauf, wo das kräftige, freiheitsliebende Volk unter ihren Herzögen gegen Sorben und Wenden und Franken für seine Unabhängigkeit standhaft kämpfte. Ein Herzog Rudolf soll im sechsten Jahrhunderte denjenigen Theil Rudolstadts erbaut haben, welcher noch jetzt die Altstadt heißt. Thüringer Gaugrafen, das nun längst ausgestorbene Geschlecht der Orlamünde, besaßen die Stadt später und bis in’s vierzehnte Jahrhundert, wo sie, erst als Pfand, dann durch Kauf, an die schwarzburger Grafen kam. Als diese Dynastie sich spaltete, ward sie Residenz der rudolstädtischen Linie.

Hübscher als Rudolstadt ist kaum irgend ein deutsches Städtchen gebaut, das, wie dieses, nicht einmal 5000 Einwohner zählt. Die Anwesenheit des durch Humanität und Leutseligkeit ausgezeichneten Hofs und die sich daran knüpfende Vereinigung fast aller Notabilitäten des kleinen Landes drücken den geselligen Zirkeln den Stempel einer hohen Bildung auf, und man erstaunt über den weiten Kreis kenntnißreicher Menschen an einem so

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Siebenter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1840, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_7._Band_1840.djvu/167&oldid=- (Version vom 9.11.2024)