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andere gesegnet ist. Bei der Wahrscheinlichkeit, daß bauwürdige Steinkohlenflötze in der um Broterode, Flohe, Seeligenthal etc. etc. mächtig auftretenden Formation des ältern Sandsteins vorhanden sind, ist es kaum zu begreifen, daß man von Seiten der hessischen Regierung nicht schon längst Versuche gemacht hat, um zu dem Mittel zu gelangen, einem Nothstande abzuhelfen, welcher die größte Besorgniß erregt. – Bisher hat sie es dem Privatunternehmungsgeiste anheimgegeben, und der ließ es bei gemeinlich schwachen, auf halbem Wege endigenden Versuchen bewenden. Ein neuer, seit 2 Jahren beharrlich und mit Nachdruck fortgesetzter Angriff verspricht bessern Erfolg.

Die Bergwerke, welche nicht allein für die sämmtliche Stahl- und Eisenfabrikation des Landes, sondern auch für die der benachbarten Gothaischen, Hennebergischen, Meiningischen, Eisenachischen etc. Gebiete, die Erze liefern, sind innerhalb dreistündiger Entfernung von der Stadt gelegen. Die berühmtesten sind die Mommel und der Stahlberg, beides außerordentlich mächtige Ablagerungen reichen Spatheisensteins, der sich auf der Scheidung des Urkalks und Granits gebildet hat. Sie sind schon seit länger als 600 Jahren im Betrieb, und es werden jährlich wohl 25,000 Tonnen, oder etwa 120,000 Centner Erze gefördert, welche an 35,000 Centner Roheisen liefern, aber bei einer vollkommeneren Schmelzweise ansehnlich mehr ausbringen würden. Diese Erze bedürfen, ehe sie geschmolzen werden, keiner weitern Zubereitung, als daß sie in kleine Stücke von der Größe einer Wallnuß gepocht werden. Stabeisen aus diesen Erzen, mit Sorgfalt gefertigt, steht an Güte dem besten schwedischen nicht nach. An Stahl macht man jährlich etwa 6000 Centner; vieles davon geht roh zur weitern Verarbeitung in’s Ausland. – Der Gesammtwerth der Schmalkaldener Eisen- und Stahlfabrikation in Stadt und Herrschaft beträgt gegenwärtig nicht über 160,000 Thaler. Er war in der blühendsten Zeit des Gewerbes viel bedeutender. Die hiesige Gewehrfabrik liegt darnieder, und eben so haben die Manufakturen von Plüsch, Parchenten, Drillichen etc. sich überlebt. Ein anderer Nahrungszweig Schmalkaldens, die Saline, hat aufgehört. Die nahen Asbacher Kupfer- und Kobaltgruben werden nicht mehr betrieben.

Außer der schönen Hauptkirche der Stadt, welche beiden, sowohl den lutherischen, als den reformirten Glaubensgenossen zur Gottesverehrung dient, und seiner alten, verödeten Wilhelmsburg, hat Schmalkalden wenig von architektonischem Interesse aufzuweisen; aber der Freund der Geschichte, der Freund auch der Aufklärung und Glaubensfreiheit, wird nicht verfehlen, sich die merkwürdigen Orte zeigen zu lassen, wo die deutschen protestantischen Fürsten am 29. Februar 1531 zu gemeinschaftlichem Schutz und zur Abwehr den berühmten Schmalkaldischen Bund schlossen, und wo, im Jahre 1537, sie sich unter Luther’s Beirath abermals versammelten, um die von dem großen Reformator aufgesetzten und gegen Papst, Concilien und Kaiser fest zu behauptenden Rechte und Glaubensgrundsätze (die sogenannten Schmalkaldener Artikel) zu prüfen. Der Zweck des Bundes konnte zwar durch den Krieg, den er unmittelbar herbeiführte (der sog. Schmalkaldener Krieg der protestantischen Stände gegen Carl V.) nicht durchgeführt werden; wurde aber durch den Passauer Vertrag (1552) später erreicht.



Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Siebenter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1840, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_7._Band_1840.djvu/126&oldid=- (Version vom 3.11.2024)