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Hamburg ist der natürliche Hafen für das ganze Stromgebiet der Elbe und, vermöge Spree und Canäle, der obern Oder. Wenn man den Werth der ganzen jährlichen Ausfuhr Deutschlands auf hundert und fünfzig Millionen Thaler berechnet, so fällt reichlich ein Drittel davon Hamburg zu. Noch größern Antheil hat der Platz am deutschen Import seewärts. Von dessem Gesammtwerth (180 Mill. Thlr.) kommen 70 Millionen auf Hamburg allein. Sein Seehandel beschäftigt 2400 Fahrzeuge von durchschnittlich 180 Lasten Trächtigkeit, und das in ihm, so wie in seinen Nebenzweigen und den von ihnen abhängigen Gewerben angelegte Capital ist auf wenigstens 250 Millionen Thaler zu veranschlagen. Der Seehandel Bremen’s, Triest’s und Stettin’s zusammengenommen wiegt den von Hamburg noch nicht auf. Dieser unermeßliche Verkehr schließt keinen Artikel deutscher Ausfuhr und Einfuhr aus, und er wird durch die directe Verbindung des Platzes mit allen Theilen der Erbe unterhalten. Am lebhaftesten ist die Verbindung mit England; 1000 Schiffe bedarf dieser Verkehr allein. Gegen Wolle, Getreide, Sämereien, Lumpen, Zink, Schmalte etc. etc. sendet Großbritannien Manufakturwaaren, Eisen, Steinkohlen und seinen Ueberschuß an Colonialerzeugnissen. Der Handel mit Brasilien und Cuba beschäftigt 200 Schiffe, der mit den Vereinigten Staaten 50, mit Frankreich 150, mit den Ostseeländern 200, mit Holland, Bremen und der Oldenburgischen Küste 600, mit Portugal 50, eben so viel der mit Spanien, und jener mit dem Mittelmeere 50 Fahrzeuge. Zum Wallfischfang rüstet Hamburg jährlich 4 bis 5 Schiffe aus, und 10 bis 12 nach Ostindien und der Südsee. Für die meisten Colonialprodukte ist Hamburg ein Markt vom ersten Range; für Zucker, Kaffee der größte auf dem ganzen Continente. Der jährliche Import von ersterem Artikel ist 120 Millionen Pfund; der von Kaffee 50 bis 60 Millionen. Nächst ihnen folgen Indigo (10,000 Kisten), Rindshäute (120,000 Stück), Reis (10 Millionen Pfund), Pfeffer (2 Mill. Pfund), Rum (7000 Stück), Baumwolle (40,000 Ballen), Tabak (6000 Faß). Die Verarbeitung des Rohzuckers setzt 50 bis 60 Raffinerien in Thätigkeit. Außer den deutschen Ausfuhrprodukten haben auch die meisten Exporte der Ostsee hier Markt (Getreide, Hanf, Flachs, Eisen, Kupfer, Pech, Theer, Asche, Leinsaat), und das deutsche Binnenland bezieht sie in der Regel von hier so billig und mit größerer Bequemlichkeit, als direkt.

Mit allen Anstalten, welche geeignet sind, einen unermeßlichen Verkehr zu fördern und zu unterstützen, ist Hamburg reichlich versehen. Seine Bank ist nicht bloß eine der ältesten, sondern auch die solideste der Welt und die einzige, welche die ursprüngliche Natur des Instituts (für den Handelsstand ein gemeinschaftlicher Bewahrungsort seines Geldes zu seyn und zur Erleichterung und Abkürzung der Cassengeschäfte zu dienen) nicht verfälscht hat. – Die Schiffrhederei beschäftigt 6 bis 8 Millionen Mark Capital; gegen See- und Feuergefahr versichern eine Menge Gesellschaften und einzelne Assecuradeurs, deren Capital mindestens 20 Millionen Mark beträgt. Für die Offenhaltung und Rektifikation des Fahrwassers der Elbe (deren Mündung durch zahllose Sandbänke der Schifffahrt gefährlich wird und Fahrzeuge, welche mehr als 14 Fuß tief gehen, nöthigt, einen Theil ihrer Ladung in Cuxhafen zu löschen) verwendet die Stadt bedeutende Summen; sie unterhält auf Neuwerk zwei Leuchtthürme und außerdem

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Siebenter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1840, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_7._Band_1840.djvu/108&oldid=- (Version vom 28.10.2024)