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Nachfolger unter der Last der Jahrtausende in Staub zerbröckelt sind. Es ist nämlich ein aus dem Granitfelsen selbst gehöhltes Schleußenbett,[1] und kein Bau war geeigneter, der Nachwelt den Geistes-Typus des großen Baumeisters besser zu verrathen. Er verkündigt den Begründer des Götakanals als das Genie, welches, Herr über materielle Substanzen, ihnen die Formen gibt, welche sein Wille vorschreibt; als jener Halbgötter einen, die aus dem Herkulesringen mit der physischen Natur immer als Sieger hervorgehen. – Nicht immer so verständig wirkt der Zufall. Wie launisch oft, wie ungerecht auch verfügt er oft über die irdischen Zeichen der Unsterblichkeit! Die unnützen Mauern der Pyramiden z. B., Monumente der Thorheit und Tyrannei zugleich, stehen noch aufrecht und erregen Bewunderung; während die Bronzebildsäule des Lysyppus spurlos verschwunden ist im Schiffbruch der Zeiten.

Das zweite Bild (der Toppö-Fall) zeigt eine andere, nicht minder interessante Partie des Trollhätta. Hier theilt ein Fels den gewaltigen Strom in zwei Hälften, und von einer Höhe, welche jener des Schaffhausener Rheinfalls nicht nachsteht, stürzt er in den Abgrund, welchen er aus dem Granit sich gehöhlt hat.




CCLIV. Das Zeughaus in Moskau.




Moskau ist ein Phönix unter den Hauptstädten Europa’s. Das Moskau vor 1812 war ein Chaos von Hütten mit ein paar tausend Palästen und Kirchen; schmutzig, winklich und düster; das neue ist eine der schönsten Städte in der Welt. Um den ehrwürdigen Kreml, der ihren Kern bildet, schlingt sich, statt der ehemaligen Wälle und Gräben, jetzt ein weiter Kreis freundlicher öffentlichen Gartenanlagen, und diese umfaßt ein noch weiterer Gürtel von Palästen und geschmackvollen Gebäuden, die Wohnungen des höchsten Adels und des Reichthums. Der Kreml selbst nahm Theil an der allgemeinen Umwandlung. Unansehnliche Gebäulichkeiten, womit Zufall und Bedürfniß im Laufe der Jahrhunderte die Paläste und Kirchen der Czaaren verunstaltet und sie theilweise dem Auge entzogen hatten, wurden entfernt, und auf dem gewonnenen Raume erhoben sich allmählich Gruppen von Prachtgebäuden, die dem Ganzen das Ansehen einer Stadt von Palästen geben, welche ihres Gleichen vergeblich sucht.

Die schöne, dieses Heft schmückende Platte, führt uns in die Mitte der neuen Verschönerungen des Kremls.





  1. Stahlstich CCLII.
Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Sechster Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1839, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_6._Band_1839.djvu/94&oldid=- (Version vom 19.11.2024)