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Huß sich nicht halten ließ, gab ihm der König den Grafen Chotum und 2 Ritter zur Begleitung, und machte letztere für die persönliche Sicherheit des furchtlosen Apostels der Wahrheit verantwortlich. Mehre böhmische Großen, Anhänger der Hussischen Lehre, besorgt um ihren Lehrer, folgten und erboten sich ihm zum Beistand in jeglicher Gefahr. Es war am 4. November 1414, als Huß unter dem wilden Geschrei einer unermeßlichen, von seinen Gegnern aufgeregten Volksmenge in Constanz Einzug hielt. Er war geeignet, auch den Muthigsten zu entwaffnen und ihn mit trauriger Ahnung von dem Schicksale zu erfüllen, das ihn erwartete. Zudem war Huß unterwegs krank geworden. Aber seine starke Seele achtete aller dieser Widerwärtigkeiten nicht, und sogleich nach seiner Ankunft verlangte er vom Papste öffentliches Verhör vor dem versammelten Conzil. – Es wurde verweigert. Drei Wochen blieb Huß ohne Gehör, aber preisgegeben den Beschimpfungen und dem Spotte eines gut bezahlten, aufgehetzten Pöbels. Erst am 24. November bekam er eine Ladung, vor den geheim-versammelten, anwesenden Kardinälen zu erscheinen. Huß, krank, ließ sich in einer Sänfte hintragen und vertheidigte seine Grundsätze mit erschütternder Salbung; aber, anstatt ihn zu widerlegen, befahlen die Kirchenfürsten seine Verhaftung. Sie wurde in ihrer Gegenwart vollzogen und Huß in den Kerker geworfen.

Hier schmachtete der kranke Glaubensheld 7 Monate. Endlich, auf die immer dringlichere Verwendung König Wenzel’s und der böhmischen Großen, anberaumte man ein feierliches, öffentliches Verhör des Verketzerten vor dem versammelten Conzil und in Gegenwart des Kaisers und der Reichsfürsten. Mit ruhiger, fester Stimme sprach Huß seine Glaubenssätze aus und vertheidigte sie in drei auf einander folgenden Tagen mit der Begeisterung, welche die Wahrheit allein einhaucht. Die infulirten Väter der Kirche, unfähig ihn zu widerlegen, übertäubten ihn mit Vorwürfen, und das Ende dieser schmachvollen Scene war die Forderung unbedingten, sofortigen Widerrufs von Allem, was er gelehrt hatte, und reuevolle Rückkehr zu den von ihm bestrittenen kirchlichen Satzungen. Ruhig erklärte Huß sein Unvermögen, ein solches Verlangen zu erfüllen, bevor man ihm nicht das Irrige seiner Meinungen bewiesen. Da schrie die Versammlung, gleichsam verabredet, Zeter über ihn, und verdammte ihn, ale einen unverbesserlichen Ketzer, zum schrecklichen Feuertode. Huß hört schweigend das Urtheil; drauf wendet er sich gegen die weltliche Fürstenbank, nähert sich dem Throne des Kaisers und verlangt, würdevoll, das versprochene sichere Geleit. Die Röthe der Schaam überflog des Kaisers Antlitz, Aller Augen hefteten sich auf Siegismund; in diesem Momente drang von der Straße herauf Pöbelgeschrei: – „zum Scheiterhaufen mit dem Ketzer!“ Und, „zum Scheiterhaufen mit ihm!“ hallte im Saale es wider.

Ketten klirrten, und 6 Henkersknechte traten ein, den Verdammten zu fesseln; denn noch an dem nämlichen Tage sollte das Urtheil vollzogen werden. Huß bat um eine kurze, einsame Stunde für Gebet und Andacht; er bat

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Sechster Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1839, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_6._Band_1839.djvu/63&oldid=- (Version vom 17.11.2024)