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seine Freundschaft und vertraute ihn in diesem für Frankreichs Waffen rühmlichsten aller Feldzüge die schwierigsten Aufträge. Der Friede von Campo-Formio brachte Waffenruhe; die siegreiche Republik berief Bernadotte nach Paris und sendete ihn als ihren Botschafter nach Wien. Stolz und furchtlos pflanzte er, am Tage seiner Ankunft, die dreifarbige Fahne auf sein Hotel; aber der aufgestandene Pöbel der alten Kaiserstadt riß sie herab, und Bernadotte, als er von der Regierung nicht sofort die glänzendste Genugthuung erhalten konnte, warf ihr entschlossen den Fehdehandschuh hin und verließ Wien. Der neu ausgebrochene Krieg wurde mit steigender Erbitterung geführt. Das damalige Gouvernement der Republik (das Directorium) war im Innern schwach und nicht geeigenschaftet, den äußern Stürmen mit der Kraft zu begegnen, welche den Sieg verbürgt. In dieser Krisis erhob das öffentliche Vertrauen Bernadotte zum Kriegsminister. Er belebte die Heere der Republik mit neuem Muth und brachte Ordnung in die schmählich vernachlässigte Verwaltung. Doch der nicht blos strenge, sondern auch redliche und von ächt republikanischer Gesinnung durchdrungene Minister mochte den Machthabern Frankreich’s bald lastig seyn: Bernadotte erhielt seine Entlassung. Bald darauf kam der 18. Brumaire. Dieser gab in Bonaparte’s Hände die Herrschaft Frankreichs. Zur Befestigung derselben überhäufte der erste Consul und später der Kaiser die Würdigsten der Nation mit Belohnungen, Aemtern und glänzenden Würden, klug ihre Erhöhung an seine eigene knüpfend. Bernadotte ward Marschall des Reichs, Fürst von Ponte-Corvo und reich dotirt.

Die Doppelschlacht bei Jena warf Preußen zu Boden; sie vollendete die Einfesselung Deutschlands. Französische Heere überflutheten seinen Norden und richteten sich häuslich ein. Bernadotte führte den Oberbefehl über dieselben; sein Hauptquartier war Hamburg. Hatte man früher nur den Krieger gesehen und bewundert, so hatte man jetzt Gelegenheit den Menschen zu beobachten. Seine Einfachheit, Gerechtigkeit und sein immer menschenfreundliches Benehmen in allen, oft so schwierigen Verhältnissen, erwarben ihm bald in dem besetzten Lande allgemeine Achtung und Vertrauen. Nie vielleicht wurde unter gleichen Umständen eine glänzendere und ehrenvollere Meinung erworben, und sie war’s, die ihm den Pfad zum schwedischen Königsthrone bahnte. – Gustav IV., starrköpfig wie Karl XII., ohne dessen Genie zu besitzen, hatte Napoleon ewige Feindschaft geschworen und die Nation durch einen abenteuerlichen, ruhmlosen Kampf gegen sich erbittert. Sie nöthigte ihn, dem Throne für sich und seine Nachkommen zu Gunsten seines Oheims zu entsagen. Karl XIII. hatte keine Kinder; sein Adoptivsohn und designirter Nachfolger, der Prinz von Holstein-Augustenburg, starb durch Mord. Schwedens Thronfolge war auf’s neue in Frage gestellt. Siehe! da fiel die Wahl auf den Fremdling, der in der Meinung der Welt einen so hohen Platz errungen hatte! – Bernadotte befand sich in Paris und gerade bei Napoleon, als er die Depesche erhielt, die ihn auf Schwedens Thron berief. Er überreichte sie dem Kaiser; finster zog dieser die Augenbraunen zusammen, und nach einigen Augenblicken tiefen Nachdenkens gab er sie Bernadotte zurück mit den Worten: „Reisen Sie; mag das Schicksal

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Sechster Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1839, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_6._Band_1839.djvu/208&oldid=- (Version vom 8.10.2024)