Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Sechster Band | |
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reichsten Erzen dieses Metalls sind wahrhaft unermeßlich; – die Geschichte des Eisens aber ist in gewissem Verstande die des Menschengeschlechts. Ohne Eisen ist keine Industrie mehr möglich, und in der gegenwärtigen Epoche, die das Symbol der mechanischen Entwickelung, Vervollkommnung und Entdeckung an der Stirne trägt, vervielfältigt sich die Anwendung jenes Metalls in einem immer fortschreitenden Verhältniß. Man berechnet, daß sich der Eisenbedarf der Menschen seit 20 Jahren verfünffacht hat. Welche Perspektive ist da für Schweden eröffnet! Bemessen wir sie nach dem, was in England vorgeht, dessen Erze die schlechtesten in Europa sind, so schlecht, daß man noch vor 50 Jahren nicht daran dachte, sie zu verarbeiten und man seinen Bedarf aus Schweden bezog, wie groß ist sie dann! England bringt, vermöge der Wunder, die Capitalkraft und Associationsgeist schaffen, jetzt 25 Millionen Zentner Eisen (im Betrage von 120 Millionen Gulden) in einem Jahre hervor; ja, England, trotz dreimal höherer Kornpreise und eben so vielmal höhern Werthes aller Handarbeit, liefert fogar den armen Deutschen die Schienen zu ihren Eisenbahnen über See und Land auf 100 Meilen Wegs und wohlfeiler als wir sie uns selbst aus unsern eigenen Erzen und mit unsern eigenen Kohlen an Ort und Stelle des Verbrauchs zu schmelzen verstehen! Schon aber fängt der brittische und belgische Spekulationsgeist, wie er in den Cockerill’s, Perkin’s etc. etc. so thatkräftig ausgeprägt ist, an, sich der schwedischen Minen zu bemächtigen; ein sicheres Merkmal, daß die Zeit nicht mehr fern ist für die großartigste Entfaltung der Nationalreichthümer Schwedens.
Mancher Mensch beurtheilt die Schönheit einer Aussicht nach ihrer Ausdehnung. Der Schweizerreisende, der das thut, mag sich die Mühe und Ermüdung ersparen, auf den Gipfel des Pilatus, oder Rigi, zu klettern; er findet dann Befriedigung von jeder Anhöhe am Bodensee. Er erfreut sich der Visten aus den Pallästen zu Mörsburg und Meinau; oder ihn entzückt die im Stahlstich verbildlichte von einem Hügel bei Constanz, die er unter einem schützenden Pavillon mit Muße, im Schooße der Bequemlichkeit, genießen mag. Hier liegt die große, spiegelhelle Fläche des Sees zu
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Sechster Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1839, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_6._Band_1839.djvu/16&oldid=- (Version vom 27.9.2024)