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Saalthal. Man sieht am jenseitigen Ufer eine Reihe starrer Felswände, deren Scheitel dichten Tannenwald tragen, und fast eingezwängt in das Gestein blickt das Dörfchen Unter-Preilipp heraus. In der Ferne aber liegt Saalfeld amphitheatralisch über dem blumigen Thalboden, umgeben von Bergen. – Es wendet sich nun die schöne Kunststraße rechts und hinab rollten wir dem, außerhalb Thüringen wenig gekannten, Schwarzathale zu. So nahe, verlangten wir doch vergeblich, es zu sehen; denn bescheiden verbirgt sich’s und alle Schönheit hinter einem Haine von Obstbäumen, welche das Dorf Schwarza umkränzen. Aber wer dieses Tempe Thüringens in einsamen Stunden durchwandern mag, bald ruhend in seinen colossalen, stillen Wäldern, bald von Felsen zu Felsen kletternd, oder von Schlucht zu Schlucht irrend, begleitet vom Gesange der zahllosen Vögel, der wird nicht leicht die Schweiz um ihre grünen Matten und ihre Alpen beneiden.

Die Schwarza fließt mitten durch den Ort, und gleich unterhalb desselben fällt sie in die Saale. Hinter dem Dorfe verengt sich das Thal, und der eigentliche Charakter desselben fängt an sich zu entfalten. Zuerst erfreute uns der herrliche Anblick der Greifensteiner Ruine und an ihrem Fuße das Städtchen Blankenburg, bei dem die Rinne, von Westen her, der Schwarza zuströmt. – An dieser Stelle ändert sich die Formation des Gebirges. Von Rudolstadt her hatten wir Sand; bei Blankenburg befanden wir uns auf der Scheidung der neuern und der ältern Erdrinde. Große Geschiebe von Quarz und schwarzem Thonschiefer lagen am Ufer und am Wege, und eine Menge haldenähnlicher Hügel, welche sich von den Füßen der Berge bis dicht an die Straße drängen, verrathen, daß hier den Eingeweiden der Erde einst große Metallschätze entzogen wurden. Wirklich war der uralte Bergbau Blankenburg’s auf dieser Steinscheidung von unglaublicher Bedeutung. Noch im 17ten Jahrhundert befanden sich an 60 Gruben, meistens auf silberhaltigem Kupfer, im Umgang. Den letzten Versuch, ihn wieder zu heben, machte im Anfange dieses Jahrhunderts der Bergrath Danz, der, nachdem er in einem bewegten Leben, als praktischer Bergmann, die Gruben von halb Europa gesehen hatte, diesen Punkt für so wichtig und vielversprechend erkannte, daß er sich hier niederließ, und auf der Grenze des Ur- und Flötzgebirges einen Stollen von großer Länge trieb, auf welchen er viele Jahre und das Meiste seines Vermögens verwandte. Der merkwürdige Mann machte das Zechenhaus zur Wohnung für sich und seine Familie. Er verfolgte seinen Plan mit unerschütterlicher Beharrlichkeit, bis ihn in rauher Winternacht einst eine Rotte Bösewichter in seiner Klause überfiel, und seiner ganzen Habe und so der Mittel beraubte, das Unternehmen fortzusetzen. Seitdem liegt Alles öde und wüst. Stunden lang ziehen die alten Bingen und Halden, theils das Schwarzathal hinauf, theils über die Anhöhen nach Königssee hin, und viele Sagen erzählen von den ehedem erbeuteten Schätzen. Tiefen Eindruck hinterläßt eine Wanderung über diese Trümmer eines erloschenen Gewerbes. Keine Spur von Leben regt sich mehr in den dunkeln Bergräumen; das heitere Glückauf des Bergmanns begrüßt nicht mehr; das Summen der muntern Hüttenleute (neun Schmelzhütten sollen allein im Grunde

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Sechster Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1839, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_6._Band_1839.djvu/140&oldid=- (Version vom 26.11.2024)