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daß Todesstrafe jedem droht, der beim Blasen desselben betroffen wird. Unterm Schalle des Caracol erhob sich im Unabhängigkeitskriege einst die ganze Huerta und erschlug die Franzosen zu Tausenden. –

Das Innere der Stadt ist nicht gerade freundlich; enge winkliche Straßen werden durch die weit hervorragenden Giebel noch finsterer, und Schmutz und Koth sind überall lästig. Demungeachtet ist Valenzia reich an schönen Gebäuden und manche waren seine Zierde schon zur maurischen Zeit. Sehr merkwürdig sind der große königl. Palast und die Kathedrale. Von der Plattform des hohen achteckigen Glockenthurms der letztern übersieht man die ganze Stadt und die ganze Huerta. Es gibt keinen schöneren Umblick, zumal wenn sich das Auge an die kahlen, öden Ansichten arragonischer und kastilischer Orte, die man den Geistern der Einsamkeit erbaut glauben sollte, schon gewöhnt hat. Reizend in der Mitte seines Gartens gelegen gleicht Valenzia einer Stadt der Lombardei. Derselbe Reichthum an Grün, dieselbe kraftvolle Vegetation; auch dieselbe Monotonie der höchsten Kultur. Die Dörfer berühren sich; unzählbare Klöster und Villen erheben sich dicht an einander; und nur wo zuweilen eine schlanke Palme hervorragt und ihre Fächerkrone ausbreitet, bekommt die Landschaft ein anderes, fast tropisches Ansehen.




CCLX. Le Puy.




Die Loiregegenden gehören zu den malerischen und interessanten Frankreichs. Sie sind in der schönen Jahreszeit das Ziel vieler Touristen, besonders Pariser, welche den Aufwand einer größern und kostspieligern Reise scheuen und doch sich ein paar Wochen außerhalb des Rauchs der Hauptstadt vergnügen wollen; denn in keinem Lande reist man billiger und mit weniger Ansprüchen, als in der Auvergne und der Lionnaise.

Einige Meilen von Le Puy, bei Monistrol, verläßt der Weg das breite, blühende Thal der mächtigen Loire und wendet sich dem Gebirge zu, welches in grotesken und fremdartigen Formen seitwärts aufstrebt. Dieß ist die Schweiz jener Touristen. Eine Brücke, ein Werk aus Römerzeit, führt in den engen Grund der Lignon, die, von Bäumen und Gesträuchen dicht überwachsen, nur zuweilen den silbernen Blick aus dem tiefen Bette dem Reisenden zuwirft. An die Stelle des regen, lauten Loirelebens tritt tiefe Stille, das Gefühl der

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Sechster Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1839, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_6._Band_1839.djvu/126&oldid=- (Version vom 25.11.2024)