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hervorschauen. Fröste sind selten, Schneeflocken etwas außerordentliches. Nelken und Rosen blühen den ganzen Winter hindurch; noch im November sind die Märkte mit frischen Blumen und Obst reichlich versehen; Feigen und Lorbeeren wachsen wild in den Ritzen der Felsen und alten Gemäuer. Weinreben von außerordentlicher Stärke beschatten, wie üppige Locken, die Augen der Villen. Auf den platten Dächern bemerkt man häufig Terrassen mit Weinlauben, mit Blumen, ja selbst mit Obstbäumen saftiger Apfelsinen, Mandeln und Kirschen. Abends werden diese hängenden Gärten erleuchtet, und an besondern Heiligentagen ist die Illumination allgemein. Vom Hafen aus gewährt dann die Stadt einen feenartigen Anblick. Die Lampen flimmern wie unzählige Sterne, und die von allen Dächern ansteigenden Raketen und Feuergarben strahlen in diesen reinen Lüften vom herrlichsten Glanze.

Genua ist ein Freihafen; doch ist er von Fremden weniger besucht, als das nahe, rivalisirende Livorno, wo eine eben so milde, als freisinnige Regierung der Thätigkeit nirgends Fesseln anlegt. Die auswärtigen Geschäfte sind großentheils in den Händen englischer Firmen. Südfrüchte, Oel, Seide machen die Hauptartikel der Ausfuhr; an diese reihen sich die Erzeugnisse der hiesigen Manufaktur: Sammt, Seidenstoffe, Seife, Papier etc. Der uralte Verkehr mit der Levante ist noch immer von großer Bedeutung. –



Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1838, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_5._Band_1838.djvu/90&oldid=- (Version vom 25.8.2024)