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von den Genuesern, deren Macht im erneuerten, verwüstenden Kampfe mit Venedig gänzlich gebrochen war, aufgegeben und verlassen. Wir wissen, daß Venedig sich des Alleinbesitzes vom Welthandel auch nur kurze Zeit erfreute: hätten beide Republiken, statt ihre besten Kräfte zu ihrer eigenen Zerstörung anzuwenden, sich zu einem gemeinschaftlichen Bund vereinigt, und statt des lächerlichen Kastenwesens von Patriziern, Nobili etc. etc. nur dem Verdienste gehuldigt, möchte ihr Glanz heute noch leuchten. –

In der langen Periode des Krieges, der Eroberung und des Erwerbs von Reichthümern war selten Friede im Innern. Die unruhigen Bürger wechselten zu verschiedenen Malen gewaltsam die Regierungsformen, ernannten bald Statthalter, bald Dogen, bald Diktatoren, bald einen Podesta; bald aus dem Adel, bald aus der Bürgerschaft. Am Ende waren sie des Eigenregierens gar müde, und sie gaben sich freiwillig unter die Oberherrschaft Frankreichs. Karl der Sechste legte eine starke französische Besatzung in die Stadt und hielt den aufrührischen Geist durch Strenge nieder. Aber die Bürgerschaft trug das Joch nicht: in einem Aufstand (1409) ermordete sie die französische Besatzung, wurde bald darauf Mailand zinsbar, dann (1436) abermals frei. Im Jahre 1458 suchte Genua das französische Protektorat von neuem; aber kaum war die äußere Gefahr, die es dazu veranlaßte, vorüber, so stellte es die Republik wieder her. Noch einmal bot es sich dem Könige Ludwig dem Elften an; dieser aber antwortete: „Wenn Genua mein würde, übergabe ich’s allen Teufeln.“ Die Treulosigkeit der Genuesischen Politik war damals sprüchwörtlich, und die Entsittlichung und die Parteiwuth des Volks so gränzenlos, daß, es zu beherrschen, dem Auslande gefährlicher schien, als es zu bekriegen.

Nach dieser Zeit zerfleischten innere Unruhen die Stadt, erregt von den Parteien der Guelfen und Ghibellinen, von der Eifersucht der Häuser Adorno und Fegoso. Genua, voller Reichthum und mit einer üppigen, fast ¼ Million starken Bevölkerung, schwamm fast zwanzig Jahre lang in Bürgerblut. Deutschlands Kaiser, die Könige von Frankreich und die Herzoge von Mailand herrschten abwechselnd mit den Faktionen. Schon war die Bevölkerung unter die Hälfte gesunken, ein Theil der reichsten Geschlechter ausgewandert; sie schien dem Untergang nahe, als der Seeheld Andrea Doria, einer der größten Männer, welche Italien hervorgebracht, sein Vaterland aus dem Joche der Fremden befreite, die Parteien im Innern versöhnte und die Freiheit wiederherstellte. Vom Volke zu lebenslänglicher Diktatur berufen, schlug er die Herrschaft edelmüthig aus. Diese That und das Dankvotum des Volks, welches ihm den großen Namen „Vater des Vaterlandes“ beilegte, hat ihn mehr verherrlicht als die Herrschaft über eine Welt.

Nachher war Genua mehrentheils mit Spanien verbündet, suchte aber, wenn jener Staat in Kriege verwickelt wurde, gemeinlich eine neutrale Stellung zu gewinnen. – Das schnelle Dahinsinken des Handels, der einen glänzenden Staatshaushalt genährt hatte, machte die auswärtigen Besitzungen der Republik zu einer Last, die sie

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1838, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_5._Band_1838.djvu/87&oldid=- (Version vom 13.10.2024)