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noch jetzt weidereichen Landschaft. El Hhalil nennen es die Türken und Araber, welche, 400 Familien stark, den Ort bewohnen. Es ist ein durch Obst-, Oel-, Wein- und Seidenbau gut genährtes Städtchen, freundlicher und reinlicher als die meisten Landstädte Palästinas. Doch ist die Gegend als unsicher verschrieen, der streifenden Araber wegen, und deshalb wird Hebron selten von christlichen Pilgern besucht.

Die Mausoleen der Erzväter befinden sich in einem mit Reben bepflanzten Kalksteinhügel über der Stadt. Sie umfassen die des Abraham und der Sarah, Isaak’s und Jakob’s und ihrer Frauen, der Rebekka und Lea, das Grab Joseph’s und mehrer seiner Brüder. Alle bestehen aus einzelnen Todtenkammern, überbaut von einem anfänglich christlichen, seit Eroberung des Landes durch die Araber mohamedanischen Tempel. Nach der Beschreibung Ali Bey’s,[1] der im Jahre 1807 Hebron besuchte, ist es ein klosterähnliches Gebäude von großem Umfange, auf einer steilen Anhöhe gelegen. Eine breite Marmortreppe führt zum Eingange, an den ein offener Hof stößt, von wo ein Kreuzgang der Kirche zuführt. Das Thor derselben schmückt ein schöner, von Säulen getragener, antiker Portikus. Die Vestibule enthält zwei Grüfte: die des Abraham und der Sarah. Im Schiff, zwischen zwei Säulen, steigt man zur Todtenkammer Isaak’s hinab; ihr gegenüber ist die seiner Gattin. Auf der hintern Seite, in einer Kapelle, sind die Gräber Jakob’s und der Rebekka. Ein langer Bogengang führt zu einer zweiten Kapelle, in deren Gruft die Asche Joseph’s ruht. Diesen und Abraham, welchen die mohamedanische Legende, sonderbar genug, die erste Tempelgründung von Mekka zuschreibt, halten die Türken in besonderer Verehrung.

Alle die Grabgewölbe umschließenden Räume sind auf das Kostbarste verziert, die Wände starren von edlem Metall, die Thüren sind mit dicken Silberplatten benagelt, Bänder, Riegel und Schlösser massiv von demselben Stoffe. Die Grüfte selbst sind mit persischen Teppichen, voll der köstlichsten Stickerei in ächten Perlen und edlen Steinen ausgeschlagen und über den Grabsteinen sind reiche Stoffe mehrfach über einander gebreitet. Die meisten dieser Kostbarkeiten sind Geschenke der Kalifen und Sultane. Mohamedanische Priester und ihre Trabanten bilden bei jeder Gruft eine immerwährende Wache. Ein Mufti unter dem unmittelbaren Befehl des Großherrn, steht an der Spitze des Etablissements, welches ansehnliche Einkünfte, man sagt über 100,000 Piaster, bezieht.





Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1838, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_5._Band_1838.djvu/66&oldid=- (Version vom 19.10.2024)