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CLXXXXIX. Barnard-Castle
in der Grafschaft Durham in England.




Die Schlacht von Hastings war geschlagen, und was einst den Angelsachsen erst nach 150jährigem Kampfe gelungen war, gewann dem Normannen-Herzoge Wilhelm ein einziger Tag. England, nach Kriegsrecht dem Eroberer eigen, erlitt eine traurige Umwälzung. An die Stelle des freien Eigenthums trat die Belehnung, und die Güter der angelsächsischen Großen dienten, um Diejenigen königlich zu belohnen, welche dem Fürsten auf seinem Zuge gefolgt waren. Vergebliche Versuche, das harte, ungewohnte Fremdenjoch abzuschütteln, reizten den beleidigten Herrn und verschlimmerten das Uebel. – Unter Wilhelms Nachfolger, Rufus, fühlte die unterdrückte Nation die Zuchtruthe eines mißtrauischen Tyrannen. Rufus beraubte auch diejenigen angelsächsischen Grundbesitzer ihres Eigenthums, welche Wilhelm, aus Rücksicht gegen ihm erwiesene Dienste, oder weil sie sich bereitwillig unterworfen, geschont hatte, und er verschenkte ihre Güter an normännische Kriegsleute, nach seines Vorfahrers Beispiel. Zur Zwingherrschaft berufen, ergriffen diese die dienlichsten Mittel, sich in derselben zu befestigen. Jeder Baron umgab sich mit einer Schaar gemietheter Reisige, und Zwingburgen erhoben sich auf allen Höhen des unterworfenen Englands.

Auch diese dunklen Mauermassen, welche auf senkrechten Felsen am Ufer der Tee über uralte Linden und Kastanien schatten, und eine der malerischesten Ruinen Altenglands ausmachen, sind in dieser Zeit entstanden. 1093 belehnte Rufus den normännischen Ritter Guido Beliol, einen alten Kampfgenossen des Eroberers, mit den Waldungen von Teesdale und Maywood, und mit der Herrschaft über Middleton und Gainsford, „auf daß er streng Regiment einrichte, und die störrigen Sachsen übe in Gehorsam und Unterwürfigkeit.“ Ein Enkel dieses Guido, Barnard, erbaute die Burg und nannte sie nach seinem Namen. Barnards Geschlecht wurde reich im Laufe zweier Jahrhunderte und zu einem der mächtigsten des Landes. Ein John Beliol trug den schottischen Purpur. Aber bald nach ihm erlosch sein Stamm; Barnard-Castle fiel den Warwick’s zu Lehn, von welchen es auf die Cleveland’s kam, welchen es noch heute gehört.

Die Burgruinen, die bei einem gleichnamigen gewerbreichen Städtchen auf einem bewaldeten Berge liegen, umfassen einen Raum von mehr als einer halben Million Quadratfuß. Tief in die Felsen gehauene Gräben haben

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1838, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_5._Band_1838.djvu/61&oldid=- (Version vom 12.10.2024)