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Der Anblick der Metropole des Brittenreichs in der neuen Welt ist in der That herrlich, und macht einen Eindruck, der nie wieder auslöscht.

Da die Stadt auf sehr unebenem Terrain gebaut ist, so sind ihre Straßen unregelmäßig, und in den ältern Quartieren eng und altväterisch. Aber Quebeck hat einen Reichthum von schönen und großen Gebäuden: und viele öffentliche, besonders aus der französischen Zeit, sind wahre Palläste. Die Klöster, Kirchen (die Cathedrale ist die schönste in Nordamerika), das Collegium der Jesuiten, die Börse, Bank, Gerichtshöfe, Hospitäler, das Seminar, die Universität zeichnen sich alle durch geschmackvolle Bauart, oder Größe aus. In den Hauptstraßen reihen sich Läden und Gewölbe an einander, die mit einem Waarenreichthum und einer Eleganz ausgestattet sind, welche an Paris und London erinnern. Die meisten Privatwohnungen sind zwar noch mit Schindeln gedeckt; indeß hat man seit einigen Jahren die eben so schöne, als dauerhafte Eisenbedachung eingeführt, und jene, ein unstädtisches Ansehen gebend, wird bald gänzlich verschwinden.

Zur Zeit der Eroberung durch die Britten hatte Quebec nicht ganz zehn tausend Einwohner, gegenwärtig über dreißig tausend. Die größere Hälfte ist französischer Abstammung, und die Unterhaltungssprache ist noch meistens die französische. In den gebildetsten Cirkeln hat französische Sitte das Uebergewicht ungeschmälert behauptet, und man sieht hier die für das gesellige Leben angenehmsten Seiten des französischen Charakters, Gastfreiheit, herzliche Fröhlichkeit, Gefälligkeit, lebendige Theilnahme und jene Bonhomie entfaltet, für welche die deutsche Sprache kein völlig entsprechendes Wort hat.

Der Handel des Platzes bedarf jährlich an 1000 große Seeschiffe von durchschnittlich 300 Tonnen Trächtigkeit. Die Ein- und Ausfuhr zur See übersteigt 20 Millionen Gulden; das im Handel überhaupt angelegte Capital das Dreifache dieser Summe. Schiffbau, Fischerei und Rhederei sind Hauptnahrungszweige von Quebeck.



Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1838, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_5._Band_1838.djvu/39&oldid=- (Version vom 10.10.2024)