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Auch diese Trümmer einer deutschen Ritterburg ist eine Wiege mächtiger Könige. Ein Nassauer führte den Kaiser-Szepter, ein anderer den brittischen Dreizack; noch herrschen Nassauer vom Throne Hollands in drei Welttheilen zugleich; und in der Heimath trägt es die herzogliche Krone. Aus den einfachen Rittersleuten sind erbliche Souveraine über ein mächtiges Reich und über eines der schönsten Länder Germaniens geworden.

Die Ruinen dieser merkwürdigen Burg liegen zwei Stunden von dem Badeorte Ems, und machen eine der schönsten Parthieen des reizenden Lahnthals. Ein isolirter, vom Lahnspiegel steil ansteigender Berg trägt sie, und von ihren Zinnen hat man eine zwar nicht sehr weite, aber sehr malerische Aussicht auf das freundliche Städtchen Nassau, auf die grünen Matten des Thals, und über herrliche Wälder. Die Erbauung der Burg geschah im Jahre 1101 durch einen Ritter von der Lauernburg, der sich fortan Nassau und Graf nannte. Er ist der Stammvater des mächtigen Dynasten-Geschlechts.

Obschon der Burg sammt dem Schloßberg die Auszeichnung ward, als unveräußerliches Stammgut der Familie Nassau zu gelten, und dieses Verhältniß sogar 1814 durch einen feierlichen Vertrag erneuert und bestätigt worden ist, so geschah für die Erhaltung der Ruine (zerstört ward die Burg im 30jährigen Kriege,) nichts, und sie wurde lange Jahre hindurch von den Anwohnern als ein Steinmagazin benutzt, aus dem sich Jeder holen mochte, was er brauchte. Bis auf den nobeln Thorweg, von dem man einen köstlichen Blick in’s Lahnthal hat, und einigen Mauerresten ist nichts mehr übrig. Um den Burgberg aber ziehen sich freundliche Anlagen her mit gebahnten Pfaden.



Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1838, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_5._Band_1838.djvu/30&oldid=- (Version vom 10.10.2024)