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Königsgruft ist prachtvoll geschmückt; man steigt, bei Fackelschein, auf Marmortreppen hinab. Ferdinand mit seiner Gemahlin und seinem Sohne ruhen in Sarkophagen von röthlichem Jaspis. Ueber dem Ferdinand’s liest man die prophetischen Worte: SEMEN EIUS HAEREDITABIT TERRAM! – Die Burg, die alte Residenz der Herzöge, ist ein unermeßliches Gebäude mit 4 Höfen; nahe dabei sieht man den Tummelplatz, jetzt ein Markt, wo die steyerischen Ritter einst ihre Turniere hielten. Im Landhaus (für die steyerischen Stände), befinden sich die uralten Insignien, der Herzogshut, Mantel, Sporen und der goldene Pokal aufbewahrt. – Das Rathhaus, der gräflich Attem’sche Pallast, das sogenannte Conviktgebäude, das größte in der ganzen Stadt, sind sehenswerth. Außerhalb Grätz ist der Schloßberg mit seinen Visten, herrlichen Anlagen und den malerischen Ruinen der Citadelle, aus welcher blos noch ein hoher Thurm, wohlerhalten, hervorragt, derjenige Punkt, welcher zunächst anzieht; etwas entferntere sind Schloß Gösting, auf hohem Kalkfelsen mit herrlicher Aussicht; Schloß Eggenberg; die Kapellen und Klöster Reine, Straßengel, St. Martin, Klause Maria Grün, Maria Straßgang und Maria Trost; letzteres, nach Maria Zell, der besuchteste Wallfahrtsort des Landes.




CCXXXIV. Der Juggernath-Tempel zu Pooree in Orissa.




Wunderbar sind die Vorstellungen von Gott bei den Völkern des Orients. Der Chinese verehrt ihn im Fo; der Japanese im Budso; der Einwohner von Zeylon im Buddha; im Chetiah der von Laos; der Peguaner im Ptah; der von Thibet im Budd und im La. Alle diese Nationen stimmen zwar in einigen Punkten ihrer Vorstellungen überein, verehren ihren Gott durch Fleischeskreuzigung und Fasten, beten zu ihm als Mittler und Versöhner, theilen seinen Haß gegen den Gegengott (Teufel) und feiern seine Kämpfe über denselben und seinen Sieg. Aber in ihrer Gotteslehre sind sie sonst gänzlich verschieden. Hier predigt der Japanesische Bonze im gelben Kleide die Ewigkeit der Seele, als Wanderung durch verschiedene Körper, und nahe dabei leugnet der Sinkrist ihr von den Sinnen gesondertes Daseyn, nennt sie eine bloße Wirkung der Organe, und schwört, sie vergehe mit ihnen, wie der Ton mit dem Instrumente. Dort empfiehlt der Priester von Siam mit geschornen Augenbraunen Allmosen, Buße und Opfer, während er an ein blindes Geschick, an ein unbewegliches Verhängniß glaubt. Der Ho-Chang-Chinese opfert den Seelen seiner Aeltern, und der Anhänger des Confuzius knüpft an die Bewegung

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1838, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_5._Band_1838.djvu/229&oldid=- (Version vom 10.9.2024)