Seite:Meyers Universum 5. Band 1838.djvu/141

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Das Wasser des Ferdinandsbrunnen ist krystallhell und entwickelt, wenn es in ein Glas gegossen wird, eine ungewöhnliche Menge Gas. Es hat einen sehr angenehmen, anfangs säuerlichen und stechenden, dann schwach-salzigen Geschmack. Es ist durchaus geruchlos. Seine Wirksamkeit, (sehr groß und mächtig bei chronischen Krankheiten des Magens, der Gedärme, der Leber und der Milz und ihren Produkten, der Gicht, Skropheln und Drüsengeschwülsten,) beruht hauptsächlich auf dem Reichthum an schwefelsaurem Natrum, Kohlensäure, Kalk und Bittererde, und auf der Eigenthümlichkeit in dem Mischungsverhältnisse dieser Substanzen.




CCXVII. Die Universität Göttingen.




Wenn wirklich aus der Verwesung der vergangenen Welt ein neuer Geist, bildend und neugestaltend, aufsteigen soll, dann muß er nothwendig zuerst in dem neuen Geschlechte geboren werden, daß die werdende Zeit zu beherrschen gesendet ist. Mag die absteigende Generation des Nachgenusses der Vergangenheit sich erfreuen; mag sie ihre Irrthümer beweinen, oder mit starrem Eigensinn ihre Thorheiten zu vertheidigen sich bemühen: die aufsteigende, – die Jugend, – soll mit frischem Lebensmuthe in die Geschichte treten. Die Erfahrung der Vergangenheit darf sie nicht verschmähen; aber auf die Erbschaft der Irrthümer und Thorheiten jener soll sie verzichten. Vor Allem aber soll sie durch rege Theilnahme an dem Oeffentlichen sich zu dem Werke befähigen, das zu vollbringen sie berufen ist.

Ward solcher Beruf nicht gültig gefunden aller Orten, damals, als es galt, das Vaterland zu lösen aus fremdem Joch und das blühende Leben einzusetzen zum Schirm der jungen Freiheit mit dem Schwerte? Und kam ihm damals die Jugend nicht mit Ehren nach? So ist es ja Thorheit, einen Geist um seines Daseyns willen anzuklagen, den man selbst hervorgerufen, oder zu verdammen, was man selbst verschuldet. Und der Geist, den man heraufbeschworen am heiligen Abend vor den Siegesfesten, ist ein guter Geist. Nur mißleitet kann er Bösem dienen, und eben an seiner Leitung soll die Weisheit der Alten sich bewähren.

Vor allem Gelassenheit und keine Furcht im Angesichte dieser Jugend; keine Anfeindung auch und auch keinen Argwohn. Eine gute Regierung hat nicht nöthig, die Nichtswürdigkeit auf Kundschaft nach geheimen Umtrieben zu legen. Wenn sie nur einigermaßen würdig ist, steht ja ohnehin alles Gute mit ihr in geheimem Einverständnisse, und eine solche hohe Polizei läßt nicht leicht einen Frevel, der geheimer Zusammenwirkung bedarf, im Verborgenen. Darum, wenn sie sonst der öffentlichen Bewegungen in der Gesellschaft Meisterin geblieben,

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1838, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_5._Band_1838.djvu/141&oldid=- (Version vom 3.9.2024)