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Stadt zuführte, scheint aus dieser Periode zu seyn. Nachdem er seit anderthalb Jahrtausenden der Bevölkerung des Landes als Steinbruch gedient hat, und die Hand der Zeit eben so lange das Verwüstungswerk förderte, ist noch genug übrig geblieben, um eine Vorstellung vom Ganzen zuzulassen, welche einem schweren, riesenhaften Traume eher gleicht, als einer Wirklichkeit. Titanen-Werk scheint’s, nicht das von Menschen.

Der alte, morsche Weltbau der alten Roma brach zusammen, und alle ihre Pracht und Herrlichkeit – Palläste, Forum, Akademie, Tempel und Theater, – ging auch in Constantine vorüber. Die wilden Völker, berufen die abgelebte, erstorbene Welt wieder grün zu machen, brachen auch über Numidiens Fluren herein, die Vandalen kamen mit dem Mandat der Austilgung des Alten, und furchtbar haben sie es auch an Constantine vollzogen. Auf diese Verwüster folgten die arabischen Weltstürmer, den neuen Glauben den unterjochten Völkern auf der Spitze des Schwerdtes zutragend. Constantine wurde Hauptstadt des neugeschaffenen Königreichs Afrika unter der Herrschaft der Fatimiten. Die Dynastie erlosch nach zweihundertjähriger Dauer im Jahre 900, und das verwaiste Reich fiel an die Jeryten, die über andere Theile Afrikas, in Jeburt, herrschten. Constantine sank zur Provinzstadt herab, hatte fortan blos noch als Festung Wichtigkeit und fiel, als eins der letzten Trümmer des Araberreichs, 1550 dem eisernen Scepter der Türken anheim. Diese machten aus Constantine und seinem Bezirke ein Beischlik und stellten es unter den Dey von Algier. Bis zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts änderte sich Constantines Geschick wenig. Durch seine Lage inmitten einer fruchtbaren Gegend, zwischen der Wüste und dem reichsten Theile von Tunis, war es allmählig Mittelpunkt eines eben so bedeutenden, als gewinnreichen Handels geworden, und, vergleichsweise, galt Constantine als der blühendste Ort in der ganzen Regentschaft. 1780 besaß Constantine 50–60,000 Einwohner, und der monatliche Caravanenverkehr mit Tunis setzte mehr als 400,000 Gulden um. 1782 kam es aber zwischen Algier und Tunis zum Kriege, und der Handel von Constantine erfuhr dadurch die tiefsten Erschütterungen. Im folgenden Jahre war er gänzlich unterbrochen. Noch ein größeres Unglück brachte das nächste Jahr: die Pest. Fast die Hälfte der Einwohner der unglücklichen Stadt fiel als ein Opfer dieser Geißel, viele der reichsten Familien flüchteten und kehrten nicht zurück. In Constantine waren 1795 nur noch 15,000 Einwohner übrig, und der ehemalige Wohlstand, von dem die Schönheit der Straßen und Gebäude noch gegenwärtig zeugen, größtentheils vergangen. –

Algier, 1830 den französischen Waffen zur Beute geworden, legte die weiteste Arena zur Beschäftigung des waglichen, abentheuerlichen Geistes der Nation und zur Befriedigung ihrer Ruhmsucht offen. Bona wurde eingenommen und der nächste Blick der Eroberer richtete sich auf Constantine. Ein Korps von 7000 Mann Kerntruppen unter dem Befehle des Marschall Clausel, bekam Ordre den Platz zu nehmen. Am 12. November 1836 verließ die Expedition Bona. Fürchterlicher als aller mögliche Kampf mit dem Feinde, wurde vom Tage des

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1838, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_5._Band_1838.djvu/124&oldid=- (Version vom 19.10.2024)