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Die eigenthümliche geographische Lage von Cornwallis, seine Kultur und Bodenverhältnisse geben dem Lande einen Reichthum von theils großen und romantischen, theils malerischen und lieblichen Ansichten. Ein Ruinenkranz von Burgen, Klöstern und Kapellen, welcher die Vorgebirge und Hochufer schmückt, umschlingt so zu sagen die ganze Landschaft, und an jede Trümmer knüpft sich eine uralte Sage, oder Legende, die im Munde des Volks fortlebt von Jahrhundert zu Jahrhundert. Auch die Lebensweise des Volks stimmt zum Romantischen der Landschaft. Die Hälfte der Einwohner besteht aus Fischern, Schmugglern, Seeleuten, die kühnsten, geschicktesten, verwegensten in ganz England. Die andere Hälfte ist vergraben in die Nacht der Schächte, und das düstere Grubenlicht ist ihre Sonne. –

Falmouth, der wichtigste Ort in der Grafschaft, dankt seine Entstehung dem vortrefflichen Hafen, welcher schon den Phöniziern bekannt war; Ptolomäus rühmt ihn und erwähnt des alten Cenia als der Hafenstadt. Camden vergleicht ihn dem Brundusium des alten Italiens, und bemerkt, 100 Schiffe könnten in ihm vor Anker liegen, ohne daß (wegen der vielen tiefen, kleinen Buchten und Einschnitte seiner Ufer) eins das andere gewahre. 5–600 Seeschiffe finden hier vollkommene Sicherheit, und zu Zeiten, wenn widrige Winde die Handelsflotten Englands, Hollands, Deutschlands und Frankreichs wochenlang am Versegeln aus dem Kanale hindern, ist Falmouth die Station, wo sich die Fahrzeuge zu tausenden versammeln. –

Falmouth hat gegenwärtig 10,000 Einwohner, deren Erwerb sich auf den gelegentlichen Besuch der Schiffe gründet, welche hier Sicherheit in Sturm und vor widrigem Winde suchen. Die Hälfte der Häuser sind daher Gasthöfe, Kaffee- und Branntweinschenken, Spielhäuser oder Aehnliches. Merkwürdig ist der numerische Unterschied der erwachsenen männlichen und weiblichen Bevölkerung. Der neueste Census ergab ein Mehr der letztern von fast 1100 Personen.

Die diese Beschreibung begleitende Ansicht zeigt uns den Hafen und die Stadt von der Seeseite.



Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1838, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_5._Band_1838.djvu/100&oldid=- (Version vom 16.10.2024)