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Frucht. Viele kehrten zur Arbeit zurück. – Die Umwandlung, welche der Krieg begonnen hatte, vollendete der Frieden. Die geistlichen Stiftungen wurden für immer aufgehoben, die drei christlichen Confessionen für gleiche Schwestern einer Mutter erklärt, und Völker, Verfassungen, Sprache und Gebräuche an beiden Rheinufern so bunt gemischt, daß man kaum mehr eine Grenze erkennen mochte. Katholische Länder erhielten protestantische Fürsten, und protestantische Völker fanden in katholischen Herrschern die Beschirmer des gereinigten Glaubens.

In dieser Periode, auch bekannt als die Säkularisations- und Entschädigungsepoche, fiel Fulda dem Hause Oranien zu, das jetzt Hollands Thron einnimmt, und der Johannisberg theilte des Stifts Schicksal. – Napoleon kam; da ward’s wieder anders. Unter dem Titel eines Beschützers von Deutschland schaltete er in demselben wie ein Eroberer. Er, der seine Feldherren und Verwandte kaiserlich zu belohnen pflegte, verschenkte den Johannisberg an den Marschall Kellermann, welchen er zum Herzog von Valmy erhoben hatte. Dieser ließ ihn verwalten bis zu dem Untergange des Kriegsfürsten, welcher auch seinen Obersten ihre Beute nahm. Der Johannisberg fiel hierauf dem Kaiser von Oesterreich zu, und der machte aus ihm ein Präsent an den Fürsten Metternich.

In den zum Gute gehörigen, das Schloß umgebenden Rebenpflanzungen wächst ein berühmter Rheinwein, der als der beste Deutschlands überall bekannt ist. Der Flächengehalt der Weinberge ist etwa 48 Morgen. Ihre Lage und ihr Boden sind gleich vortrefflich, und diese natürlichen Vorzüge werden durch eine kunstvolle Behandlung und Pflege der Stöcke mit Erfolg unterstützt. Die Gutseigenthümer in den umliegenden Ortschaften, Geisenheim, Rüdesheim, Hattenheim etc., gleichfalls im Besitz köstlicher Lagen, thun sich nicht minder in der Kultur und Pflege des Weinstockes hervor, und diesem Wetteifer haben die edlen Gewächse des Rheingaus hauptsächlich ihren großen und dauernden Ruf zu verdanken.