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hier zu einem Allerseelenfeste. Unter allen Feierlichkeiten des unglücklichen Volks macht keine einen tiefern Eindruck. Im Thale Josaphat versammeln sich die Juden mit dem frühen Morgen, von jedem Alter und jedem Geschlecht, angethan mit dem Gewande der Trauer, und mit verhüllten Angesichtern und gebeugten Häuptern ziehen sie dann still und lautlos hinaus in die Todtengefilde, wo sie sich zerstreuen und an den Grabstätten ihrer Angehörigen, oder denen ihrer großen Ahnen, ihr Gebet verrichten. Die meisten kehren dann wieder zur Stadt zurück; aber Tausende bleiben bis zum späten Abend auf den Gräbern sitzen, da ihrer abgeschiedenen Lieben und einer großen Vergangenheit ihres Volks zu denken.




CLII. Havre.




Nicht Größe noch Bevölkerung machen Havre zu einem weltberühmten Ort. Es ist’s als Hafen von Paris, als die erste Handelsstadt Frankreichs.

Havre liegt am rechten Ufer der Seinemündung und ist neuen Ursprungs. Die Natur that nichts für seine Bestimmung. Noch zu Anfang des 16ten Jahrhunderts deckte eine Lagune seine Stelle, und ausgenommen einige Fischerhütten auf der Höhe, wo jetzt die reizende Vorstadt Ingouville sich ausbreitet, sah man keine Spur menschlicher Kultur. Bevölkerung und Handel hausten am jenseitigen Strande, im jetzt verödeten Honfleur.

Bei der allmählichen Versandung dieses Hafens, welcher den größern Schiffen den Zugang von Jahr zu Jahr beschwerlicher machte, faßte schon Ludwig der Zwölfte den Plan, am andern Ufer einen sichern Hafen zu bauen, tief und geräumig genug, um die größten Schiffe und eine große Flotte aufnehmen zu können. Der thatkräftige Franz der Erste führte aus, was jener beschlossen hatte. Das Unternehmen war schwer; denn es mußte dem Meere selbst der Raum dazu entrungen werden. Es kam in den Jahren 1515–1521 zu Stande, und neben den schönen Magazinen und prächtigen Kayen blühete eine freundliche Stadt auf. Er nannte den Ort Havre de Grace, Hafen der Gnade. Aber nicht lange war sein Bestehen. In dem nämlichen Jahre, als in der Schlacht von Pavia sein Gründer, Franz der Erste, Reich und Freiheit verlor: am 15. Januar 1525, um Mitternacht,