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Seit dieser Katastrophe blieb das einst so herrlich gewesene Antwerpen, obschon mancher Wiederaufstrebungsversuch gemacht wurde, ein Platz, der mehr durch Erinnerung als durch die Gegenwart Bedeutung hatte. Die städtische Bevölkerung überstieg im vorigen Jahrhunderte niemals 50,000, und sank oft viel tiefer herab. Erst nach Wiedereröffnung der Schelde, (durch welche Napoleon sich den Ruhm erwarb, Antwerpens zweiter Gründer zu seyn) fing (1807) eine glücklichere Periode an. Im genannten Jahre klarirten wieder 1800 Fahrzeuge in den lange Zeit verödet gewesenen Hafen ein. Doch konnte unter Napoleons eisernem Scepter, obschon der Industrie des Festlandes günstig, der Welthandel nicht gedeihen, und nur erst seit dessem Sturze, 1815, nahmen die Antwerpner Geschäfte einen dauernden, jährlich immer größeren Aufschwung. Seit der Abtrennung Belgiens von Holland ist der ganze belgische Verkehr mit dem Auslande in Antwerpen vereinigt, und je mehr sich ost- und südwärts die Linien ausdehnen, auf welchen das neue, mächtige Transportmittel, Dampfkraft auf Eisenbahnen, in Anwendung kommt, desto blühender wird sein Handel mit Deutschland und Frankreich werden, welchen es den nordholländischen Plätzen bereits größtentheils entwunden hat. Die Anzahl der jährlich in Antwerpen einlaufenden Fahrzeuge übersteigt 5000, die der größeren Schiffe ist etwa 1000. Sein überseeischer Handel, der den von Amsterdam und Rotterdam überflügelt hatte, ist zwar seit der Trennung von Holland geringer geworden, doch bleibt es unter den Weltmärkten immer in der vordersten Reihe. Antwerpen hat gegenwärtig über 80,000 Einwohner, und seine Bevölkerung ist noch im Wachsen.

Die Stadt liegt am rechten Scheldeufer, acht deutsche Meilen vom Meere, und bildet einen Bogen von fast zweistündiger Länge, dessen Sehne dem Strome zugekehrt ist. Sie wird durch die Citadelle an der Südseite der Stadt, und durch die Forts TÊTE DE FLANDRE und MONTEBELLO, jenes jenseits der ScheLde, und überdies durch starke Vorwerke vertheidigt. In seiner äußern Erscheinung trägt Antwerpen die unverkennbaren Merkmale der früheren Herrlichkeit und des neueren Aufblühens. Die Menge, die Größe und die altväterliche Pracht der öffentlichen Gebäude erregt Erstaunen, und einige Straßen bestehen fast ganz aus Pallästen. Die merkwürdigste ist die PLACE DE MER, und man hält sie in Hinsicht ihrer Breite und der imposanten Architektur ihrer meisten Wohnungen für die schönste in Europa. Sie würde es vielleicht unbestritten seyn, würde sie nicht verunstaltet durch kleine, niedrige, alte Häuserchen, welche die lange Linie der Pallaste an vielen Stellen unangenehm unterbrechen: – ein Uebelstand, den Antwerpen mit allen alten Städten gemein hat, und der begründet ist in der republikanischen Gesinnung und Freiheit seiner ehemaligen Bewohner. Ohne Arg baute ehedem der kleine Handwerker sein Häuschen neben dem Pallaste des reichen Handelsherrn und Rathmanns. Beide waren Bürger und jeder einer vollkommenen Rechtsgleichheit sich bewußt. Es gab noch keine Hauptstädte, in denen sich Quartiere befinden, von denen die vornehme Welt jeden andern Bewohner ausschließt. Der Graf und der Handwerker, der Millionair und der Bettler waren Nachbarn. Das ist freilich jetzt vieler Orten anders.