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Marterbette, wo er, aufgezehrt von der gräßlichsten Krankheit, fünfzig Tage lang mit dem Tode rang. Ist Philipp ein Schrecken der Völker gewesen, so bleibt sein Loos nicht minder ein Schrecken für alle Tyrannen. –

Mancher meiner geehrten Leser wird glauben, daß ich mich von meinem Gegenstande entferne, wenn ich von Philipp dem Zweiten rede; dem ist nicht so. Antwerpen ist die Ueberschrift für das schwärzeste Blatt in der Geschichte dieses Monarchen.

Nachdem Venedig gesunken war, stieg Antwerpen, das Herz des gewerbfleißigen Flamands, zu einer Handelsgröße empor, von der nur das heutige London einen Begriff geben kann. Die spanische Herrschaft berechtigte es zum direkten Antheil am amerikanischen und ostindischen Handel; als Glied des Hansabundes streckte es seine Verbindungen in den tiefsten Norden aus. Unter dem Schutze der damals allmächtigen spanischen Flagge, liberaler Gesetze und einer fast republikanischen Freiheit, versammelte es die unternehmendsten Kaufleute der Erde in seinen Mauern. Ueber 200,000 Einwohner bewohnten seine 12,000 Häuser; öfters lagen 3000 Schiffe zugleich in seinem Hafen und es war nichts Ungewöhnliches, daß die Fahrzeuge viele Wochen lang harren mußten, ehe sie an den Kayen zum Entlöschen gelangen konnten. Gränzenlos war der Reichthum hiesiger Kaufleute und bekannt ist die Thatsache, daß, als Karl der Fünfte einst bei einem solchen Flamändischen Rothschild speiste, dieser nach aufgehobener Tafel den Schuldbrief des Kaisers über zwei Millionen Dukaten vor dessen Augen verbrannte mit dem Bemerken, er sey bezahlt durch die Ehre des kaiserlichen Besuches. Die Venetianer, von denen sich viele hier ansiedelten, gestanden selbst, daß Antwerpens Handel zu dieser Zeit größer gewesen, als der ihrer Vaterstadt in ihrer blühendsten Epoche.

Aber was unter dem Zusammenwirken der günstigsten Verhältnisse Jahrhunderte gebaut und eine Reihe von Fürsten mit sorgsamer Hand gepflegt hatten, riß die Faust eines Despoten in wenigen Jahren nieder. Karl der Fünfte, der, wenn er auch kein weiser Monarch gewesen ist und nicht weniger Einfalt besaß, als Macht, wollte doch das Beste seiner Länder. Er war den Flamändern besonders gewogen, achtete sie als die damals reichste, aufgeklärteste und gewerbfleißigste Nation der Erde hoch und suchte ihr Glück und ihren Wohlstand durch Verleihung der wichtigsten Privilegien zu erweitern. Die Geißel der Inquisition, unter der seine übrigen Länder bluteten, hielt er fern von des Fleißes und des Weltverkehrs Wohnsitz. Im Angesicht der Notabeln Flamands war es, als der alternde Beherrscher des spanischen Weltreichs seinem Sohne Philipp das Gelübde auflegte, das Land einst mit Güte zu regieren und mit väterlicher Gesinnung zu erhalten, was er sorgsam und zu so großem Gedeihen gepflegt und herangezogen hatte.

Aber konnte ein Philipp, bei dem Blutgerüste, Mönchthum, Inquisition, Unwissenheit und Aberglaube als die Grundpfeiler galten, auf denen sich der Bau der Fürstengewalt erheben müsse, ein Volk lieben, das seines Rechts und seiner Kraft sich bewußt, Achtung forderte von seinem Herrscher? Bestätigung und Schutz