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Von der Stadt werfen wir noch einen Blick auf die alte Veste, welche sich über ihr erhebt und die Krone der ganzen Gegend bildet. In der That, aus der Ferne gesehen, namentlich von Süden her, hat die äußere Gestalt der Veste Coburg Aehnlichkeit mit einer Krone und da sie die höchste Lage im Umkreise mehrerer Stunden einnimmt, scheint sie als solche über den Bergen zu schweben. Der Weg, der von der Stadt hinaufführt, ist auf das beste gebahnt und läuft zwischen Gärten und freundlichen Anlagen hin. Weinpflanzungen bedecken den südlichen Abhang des Berges und überall sieht man die Schönheit der Natur durch die sorgsame Hand der Kunst benutzt, hervorgehoben, unterstützt. Eine immer reichere und blühendere Aussicht entfaltet sich mit jedem Schritte aufwärts. Thüringische, bayerische und böhmische Gebirge begrenzen den Horizont und winken mit ihren näheren oder ferneren Häuptern. Schlösser, noch in wohnbarem Zustande oder in Trümmer gefallen, zeigen sich überall auf den Bergen. Es sind ihrer acht in ziemlicher Nähe, die man zählen kann; auch eine Wallfahrtskirche[1] und ehemalige Klöster[2] stellen sich dem Auge dar.

Ueber eine Zugbrücke gelangt man durch ein alterthümliches, von Invaliden bewachtes Thor in das Innere der Burg. Doch den hauptsächlichsten Theil derselben, das große Gebäude, welches sich auf unserem Bilde zeigt, nimmt statt der sonst fürstlichen Bewohner, jetzt die Strafanstalt des Landes, das Zuchthaus ein! Nur der nördliche Flügel des Schlosses erinnert noch an ursprüngliche Bestimmung und Pracht und befindet sich entweder noch ganz in dem Zustand, wie er im 16. Jahrhundert die Residenz der Fürsten war, oder ist neuerdings im alten Geschmacke hergestellt worden. Besonders sehenswerth ist das sogenannte Hornzimmer, dessen Decke und Wände mit kunstvollen Holzschnitzereien und Einlegungen aus den Zeiten Casimir’s geschmückt sind. Martin Luther hielt sich vor und nach dem Augsburger Reichstage (1530) längere Zeit hier auf und sein herrliches, ewiges Lied: „Eine feste Burg ist unser Gott“ ward hier gedichtet. Die Veste enthält noch ein Zeughaus, eine Rüstkammer, verschiedene Bildnisse und Gemälde, eine Kirche, wo Luther oft begeisterten Zuhörern predigte, einen sehr tiefen Brunnen, mächtige Basteien etc. Ein Theil der Wälle ist in neuester Zeit abgetragen und in eine prächtige Terrasse mit entzückender Aussicht umgewandelt worden.

In der freundlichen Nachbarschaft der Stadt sind die herzoglichen Lustschlösser Rosenau, Kallenberg und Ketschendorf für jeden Fremden eines Besuches werth.





  1. Die Kirche von Vierzehnheiligen am Main.
  2. Banz und Mönchröden.