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Zu welcher Zeit Coburg erbaut worden ist und welches der Ursprung seines Namens seyn mag, sind Fragen, welche der Raum hier nicht zu erörtern erlaubt. Nur so viel sey bemerkt, daß bereits um die Mitte des eilften Jahrhunderts der Name der Stadt in Urkunden erscheint, und daß rücksichtlich dieses Namens gern angenommen wird, ein gewisser Graf Cobbo habe auf Veranlassung Kaiser Heinrich des Ersten das über der Stadt gelegene Bergschloß erbaut und diesem seinen Namen gegeben, welcher dann auf den später entstandenen Ort übergegangen sey. Längere Zeit befand sich dieses Bergschloß mit der ganzen Umgegend im Besitz der im Mittelalter so mächtigen Grafen von Henneberg, denen es auch mehrfach zur Residenz diente, bis es durch Heirath an das sächsische Fürstenhaus kam. „Malt mir ja,“ sprach in Bezug hierauf einst Churfürst Friedrich, der Weise, zu Meister Lukas Kranach, damals in Wittenberg, „malt mir ja die Henne recht säuberlich und fein, denn sie hat dem Hause Sachsen ein gutes Ei gelegt.“ Auch die sächsischen Regenten residirten oftmals auf der Veste Coburg, bis in der Mitte des sechszehnten Jahrhunderts von Herzog Johann Ernst hierin eine Aenderung getroffen wurde. Er hatte das Schloß „die Ehrenburg“ in der Stadt neu aufgeführt, und verlegte die Residenz in dasselbe. Unter den Fürsten, welche am längsten hier regierten und am meisten zur Vergrößerung der Stadt mit thätigem Eifer beitrugen, muß vor Allen Herzog Casimir genannt werden, der vom Jahre 1586 bis 1633 zu Coburg residirte; zunächst aber der jetzt regierende Fürst, der mit dem Sinn für das Schöne auch einen fein gebildeten Kunstgeschmack vereinigt.

Die Stadt, welche hier auf unserem Bilde aus dem Grün einer lachenden Landschaft ihre freundlichen Thürme erhebt, überragt von der alten Veste und sanft bespült von den Wellen der Itz, die an ihren Mauern hinfließt und deren Spiegel wir gleichfalls im Vordergrund erblicken, zeigt sich uns von der südwestlichen Seite. Sie hat fünf Thore, eben so viele Kirchen (vier protestantische und eine katholische), nahe an achthundert Wohngebäude und nicht ganz zehn tausend Einwohner. Ihre Bauart ist keineswegs modern, und trotz mancher, sowohl im Innern als vor den Thoren neu aufgeführten Häuser, trotz der geschmackvollen Gartenanlagen, welche ein naturfreundlicher Sinn nach und nach in ihren Umgebungen hervorrief, wird die Stadt dennoch niemals eine modern-heitere, oder elegante genannt werden können, Begriffe, denen der Charakter des mittelalterlichen Baustyls, welcher Coburg durchaus eigen ist, zu sehr widerspricht. Seine Straßen sind ungleich und, mit wenigen Ausnahmen, eng und winkelig. Dagegen zeigt es jenen Städtetypus, der im südlichen Deutschland heimisch ist, und den Anfang des wohnlich-stattlichen Elements von Bürgerthum, welches in Nürnberg seine höchste und edelste Erscheinung feiert.

Vom Residenzschloß, der Ehrenburg, ist auf unserem Bilde nur der mit einer Flagge geschmückte Thurm sichtbar, rechts vom Hauptthurme der Stadt; seine Flügel sind von derselben verdeckt. Es steht auf dem Raum, den, bis zur Reformation, ein Barfüßerkloster einnahm, und erhielt seine gegenwärtige Gestalt, die nicht allein dem fortgeschrittenen