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als das freundlichste Gestirn am Himmel der Zeit, das der Menschheit, wenn auch erst nach Jahrhunderten, einen Sabbathstag verheißt.

Ja! hoffen wir und zweifeln wir nicht. Im Prinzipe der Kirchenreformation liegt der unverwüstliche Zerstörungskeim für die Grundursache der die Menschheit drückenden Uebel, für die Ungleichheit der Kultur; diese Ungleichheit, durch welche die Massen unfähig werden sowohl zum Ertragen, als zum Genusse der Freiheit, und welche die tausend Gebrechen an den Social-Gebäuden stützt und entschuldigt, oder sie wenn nicht immer nothwendig, doch möglich macht. Seitdem der Baum der Erkenntniß aus den Kirchenfenstern herausgewachsen ist, werden an seinen Früchten alle Völker gestärkt. Wissen allein macht zur Freiheit würdig; Würdigkeit erlangt sie, und sie versteht, was die Rohheit durch das blutige Recht des Stärkern niemals kann, das Erlangte sich zu erhalten. Die Sonne der Erkenntniß aber, sie ist aufgegangen, ohne Vorfrage an die Herrscher, und ohne daß diese es hindern können und manche es hindern mögen, an allen Völkerhorizonten, und treten auch noch Sonnenfinsternisse ein, die es für ein Weilchen düster machen hie und da auf der Erde, den Tag nehmen sie ihr doch nicht wieder. Kinder wohl mögen sich fürchten, wenn sie kommen, und der Thor mag dann immerhin nach seiner Schlafmütze greifen, meinend, es sey Nacht geworden.

Chillon’s Kerker wird jährlich von Reisenden in Menge besucht. Diese Pilgerfahrten sind einer Zeit angemessen, welche dem Heros Huß an der Stelle, wo er den Feuertod für die Glaubensfreiheit starb, eine Ehrensäule aufgerichtet hat. Viele berühmte Namen schmücken die Pfeiler der Kellergewölbe, und nicht ohne tiefe Aufregung liest man hier die Schriftzüge der großen und glänzenden Gestirne der Gegenwart: – Canning, Byron, Rousseau, Voltaire, Brougham, Lafayette und die des edeln Howard, der die eisernen Pforten der Gefängnisse den Grundsätzn der Menschlichkeit zu öffnen zum Streben seines Lebens machte, auf handbreitem Raume bei einander.