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bald als Christinos plündern, bald als Carlisten morden und brandschatzen, immer neue Genossen zu. In einem kürzlich an das Ministerium zu Madrid erlassenen Bericht des Corregidors von Sevilla wurde die Zahl der binnen 3 Jahren muthmaßlich den Banden zugelaufenen Einwohner auf 5000 angegeben! Wäre es blos hier so! Aber dasselbe Schauspiel wiederholt sich mehr oder weniger in allen Städten Spaniens, und so wird der gegenwärtige Zustand eines Volkes erklärlich, dessen eine Hälfte vom Raube und der Plünderung der anderen lebt.


Der goldene Thurm, ein Werk der Römer, und von diesen ursprünglich zur Vertheidigung des Hafens errichtet, hat seinen Namen daher, weil in den ersten Jahrzehnten nach der Entdeckung von Amerika die Goldsendungen aus der neuen Welt in demselben aufbewahrt wurden. Während der Feldzuge Julius Casars diente das feste Gebäude diesem Feldherrn zweimal zum Aufenthalt. Auch der einstigen Anwesenheit des tapfern Sartorius, Pompejus Nebenbuhler im Ruhme und in der Herrschaft, gedenkt eine Inschrift. –

Zu dem merkwürdigsten Gebäude in Sevilla, dem weltberühmten Alcazar, wird uns dessen Bild später führen.




CLXVIII. Die Bidassoa: Eintritt in Spanien.




Die hohe Gebirgskette der Pyrenäen, welche Frankreich von Spanien trennt, dacht sich an ihrem äußersten, nördlichen Ende als eine Hügellandschaft von geringer Breite ab, in deren Thälern die Bidassoa mit ihren Nebenflüssen nach kurzem Laufe dem Meere zueilt. Es bildet der mäßiggroße Bergstrom hier die Grenze zwischen den beiden Reichen, und die über denselben führende, von St. Jean de Luz herkommende Straße ist die einzige nördliche, welche den Hochrücken der Pyrenäen meidet. Sie ist zugleich die bestgebahnte. Die übrigen Straßen über die Nordpyrenäen, zum Theil Werke Napoleons, sind auf spanischer Seite sehr verfallen, und werden jetzt fast nur von Schleichhändlern benutzt.