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mehr als 6000 Pfund wogen. Welche mechanische Hülfsmittel mochten hier angewendet worden seyn, um so große Lasten auf so ungeheuere Höhe zu schaffen und dort so vollkommen genau zu fügen!

Es wäre vergeblich zu versuchen, dem Gefühle Worte zu geben, welches uns auf dieser Höhe beseligte. – Hier auf der nämlichen Stelle hatte Cambyses, der älteste Eroberer des alten Aepyptens, gestanden; von hier herab hat Alexander der Große den Adlerblick über das neubezwungene Land geworfen, und alle Länderstürmer, welche nach ihm das Nilland plündernd, unterjochend, zerstörend und Volk-austilgend überzogen: Carthager, Römer, Araber, Türken, Franzosen; – eben so jene berühmte Gelehrte und Reisende, welche es wissenschaftlich durchforschten, hatten hier die Spuren ihres Daseyns zurückgelassen. Wir fanden den ganzen Boden mit hieroglyphischen, alt-persischen, griechischen, römischen, arabischen, türkischen Inschriften und mit Namen in allen neuern Sprachen bedeckt. Auch wir waren bald emsig beschäftigt, unsere Namen zu den tausend anderen zu fügen – und mancher ältere, bessere und bedeutendere vielleicht verschwand unter unsern Meiseln. Die Galanterie zweier Offiziere aber faßte mit kunstfertiger Hand die Namen unserer beiden Schönen in einen Lorbeer- und Myrthenkranz ein. –

Die Umsicht von der Plattform übertraf jede Vorstellung, welche wir mitgebracht hatten. Das ganze Nilthal, welches wir 20 Stunden auf- und abwärts übersahen, glich einem ungeheuern Strome, viermal so breit als der Marannon. Ruhig wälzte er sich dem Meere zu, welches unseren Horizont nach Norden begrenzte. – Unzählige Städte und Dörfer erhoben sich aus der Fluth wie Inseln; zunächst Cairo mit seinen tausend Kuppeln und Minarets und den glänzenden Dächern seiner Palläste. Hier und da reckten Ruinen vergangener Zeiten und Völker ihre Häupter heraus und sahen düster auf die schimmernden, wogenden Gewässer hin; unzählige Palmen breiteten ihre Blätterkronen darüber; und Wälder erschienen inmitten des silberspiegelnden Elements wie schwimmende Inseln. – Die grandioseste Parthie des Panorama’s aber machte die Pyramidenreihe aus, welche theils näher dem Nil, theils näher dem Gebirge sich bis jenseits Saccara hinzog und welche wir von hier aus Eines Blickes überschauen konnten. Deutlich sah man, was Alterthumsforscher vor uns schon gemuthmaßt haben, daß die unförmlichen Schutthaufen, welche zwischen der Pyramidengruppe von Gizeh und Saccara liegen, nichts weiter sind, als Trümmer[1] gleichartiger Monumente, die einst einen symmetrisch geordneten Mausoleenzyklus gebildet haben. – Ostwärts glaubten wir die Gebirge Arabiens deutlich zu erkennen, und westwärts schweifte unser Blick über den Sandozean der lybischen Wüste hin, über eine traurige, endlose, wellenförmige, lichtgraue Fläche, auf der dunkele Wolkenschatten wie Gespenster hinzogen. –


  1. Bei der so häufigen Umkehr des Landes durch Krieg und Eroberung, welche das wiederholte Zerstören und Neubauen der Städte zur Folge hatten, dienten jene Pyramiden, von deren Daseyn die erwähnten Schutthaufen zeugen, zum Neubau der nächstgelegenen Orte, oder zur Aufführung und Ausbesserung der Wasserbauten. Die dem Strome nahe gelegenen Trümmer werden noch jetzt so benutzt.