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innen und außen auf die wohlthuendste Art. Aus den gefahrvollen Stürmen des Völkerkampfes von 1813, der Sachsens Fluren in fünf Hauptschlachten mit dem Blute von 500,000 Kriegern tränkte, ging Dresden, der eigentliche Wendepunkt des Napoleon’schen Ringens um die Herrschaft über Deutschland und über Europa, wenn auch nicht ganz unverletzt, doch wunderbar errettet hervor, und des Krieges Drangsale konnte es leichter verschmerzen, als die unerwartete Frucht des Siegs deutschen Freiheitsmuthes und des Friedens: – die Gefangenhaltung des rechtschaffensten Fürsten, die fremde Administration des Landes, und endlich – dessen Zerstückelung.

Während der letzten Regierungsperiode August’s und unter seinen Nachfolgern,Anton und dem jetzt regierenden Könige, ist Alles geschehen, was gute Fürsten vermögen, um nach so schwerer Verwundung des Staatskörpers dessen Verblutung zu hindern und seiner Entkräftung ein Ziel zu setzen. Maasregeln großer Einschränkung und Sparsamkeit in der Verwaltung, wie am Hofe, eben so nothwendig, als segenbringend für das Land, mußten doch in der Hauptstadt schmerzlich empfunden werden. Aber nie hat man dort die Ursache vergessen, oder ihren Zweck mißverstanden. Jeder weiß, daß die Zerstückelung des Landes allein es verschuldete, daß, während (seit dem Frieden) in Deutschland sich die Volkszahl um 20 Prozent vermehrt hat und die aller Residenzen fast um das Doppelte gewachsen ist, Dresdens Einwohnerzahl um fast 5000 abnahm. Nur in den letzten Jahren hat sie keine weitere Minderung erfahren. Man schätzt sie jetzt auf 58,000.

Trotz so ungünstiger Verhältnisse ist Dresden in dem Wettlaufe der größern deutschen Städte nach Verschönerung, nicht zurück geblieben. Seit dem Frieden sind die Festungswerke geschleift worden und an ihre Stelle traten öffentliche Spaziergänge, schöne Gärten und freundliche Wohnungen, von denen sich viele durch geschmackvollen und edlen Styl auszeichnen. Großartige und prächtige Bauwerke, wie in München, Berlin u. s. w. sieht man hier zwar nicht unter den Hervorbringungen der neuesten Zeit; doch vermißt man sie auch weniger an einem Orte, der für seine Größe eine bedeutende Menge von Pallästen und Prachtbauten aus früherer Zeit besitzt. Nur muß man an den Styl derselben keine andere Anforderungen stellen, als solche, welche die Zeit zuläßt, in der sie errichtet worden; leider eine Zeit des verdorbensten Geschmacks, wo man den Palladio karrikirte und das Schnörkelwesen auch in der Baukunst auf dem Throne saß. Wir dürfen nur das sogenannte Japanische Palais nennen, das der Prinzen, das Brühl’sche und das Coselsche, alle aus der Zeit der Auguste, und die letzten beiden zugleich Denkmäler einer mehr als nur tadelnswerthen Verschwendung. Der sogenannte Zwinger, merkwürdig als ein Muster des Manierirten und Kleinlichen des Styls in seiner größten Uebertreibung, war ursprünglich als Vorhof zu einem königlichen Pallaste bestimmt, der alles Vorhandene an Pracht überstrahlen sollte, aber nie gebaut worden ist. In seiner fragmentarischen Gestalt mit seiner schönen Orangerie, seinem verfallenen Nymphenbade und schlecht unterhaltenen Springbrunnen und Statuen nimmt er sich sonderbar genug aus. Früher wurde er zu Hoffesten benutzt. Schauspiel- und Opernhaus haben