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einer Reise von hundert Meilen zur Ausführung eines solchen Vorsatzes unternehmen? Nur äußerst langsam kann die Aufklärung das lügnerische und gotteslästerliche Joch zerbrechen, das eine habsüchtige Priesterkaste, voll Heuchelei und List, vom Himmel herabsteigen ließ und das Labyrinth von schauderhaften Irrthümern zerstören, in welchem ein Religionsdespotismus, raffinirter wie alle andern, diese armen Völker verstrickt hält.

Benares enthält auch die Hochschulen der Brahminischen Weisheit, unter denen sich das berühmte Widalaja auszeichnet, die Vorbereitungsanstalt für höhere Priester. Das Lokal ist ein großes, in zwei Höfe abgetheiltes Gebäude, dessen unteren Stock Säulenhallen bilden, die nach den Höfen sich öffnen. Man zählt zweihundert Zöglinge, denen zehn Lehrer vorstehen. Heilige Literatur und Sanscrit, Sternkunde und Sterndeuterei sind die Hauptzweige des Unterrichts. Die alte orthodoxe Lehre vom Brahminischen Weltsystem, von den acht Welten und sieben Ozeanen, ist seit ein paar Jahrhunderten verdrängt worden von der Lehre des Ptolemäus; aber an dieser halten sie fest, und es ist wunderbar zu hören, mit welcher Salbung die Lehrer ihren Zöglingen begreiflich machen, wie die Sonne täglich ihren Weg um die Erde mache und sich durch den Thierkreis bewege. Vergeblich bestrebte sich die englische Regierung, diese veralteten Irrthümer vom indischen Katheder zu entfernen, und des Copernikus Lehre an ihre Stelle zu bringen. Man widersetzte sich ihr, weil sie im Widerstreit sey mit ihren religiösen Meinungen. Aus dem nämlichen Grunde schleuderte einst Rom sein Anathema gegen Galilei und wir dürfen uns über jenes Festhalten der Brahminen an veralteten Irrthümern billigerweise um so weniger wundern, da ja bekanntlich bis auf den heutigen Tag der päbstliche Fluch gegen die Lehre von der Umdrehung der Erde um die Sonne nicht aufgehoben ist.

Benares ist nicht allein die heilige Stadt Hindostans, sondern auch die Hauptstadt der indischen Industrie und ihr reichster Markt. In seinen Bazars sind aufgehäuft die kostbaren Shawls des Nordens, die Diamanten des Südens, die Mousseline aus Decan und den innern Provinzen, die unzähligen Seidenwaaren, die schönsten Wollen- und Baumwollenstoffe des ganzen Orients. Bis hierher strömen die englischen Manufakturwaaren, und jene kostbaren Waffen- und Goldschmiedarbeiten aus Lucknow und Mengyr, die von da nach Bundelkund, Gorruckpar, Nepaul etc. zu Schiff, auf den Adern des Ganges, oder über die Cols des Himalaja nach den Hochebenen Thibets weiter gebracht werden.

Die Bevölkerung beträgt, nach neuester Schätzung, etwa 600,000 Seelen, und diese scheint nicht übertrieben, wenn man die Häuserzahl (12,500), die Höhe und Geräumigkeit derselben und deren notorische Uebervölkerung berücksichtigt. Doch ist das Wohnen, trotz allen Gründen für die Meinung des Gegentheils, nicht ungesund in Benares und von eigentlichen Epedemien hört man selten etwas. In der ganzen Stadt befindet sich nur ein einziger offener Platz und der ist nicht groß und verdient kaum den Namen eines Marktes.