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Der Weg von Botzen bis Trient, immer der Etsch entlang, ist schnell wechselndes Erscheinen und Verschwinden malerischer Ansichten, wie in einem Guckkasten. Wenige Stunden vor Trient breitet sich rechts das Thal der dem größern Strome zurauschenden Non aus, entzückende und weite Blicke in die Gebirge öffnend. Es ist das reizendste im italienischen Tyrol und der Sommeraufenthalt vieler Familien Trient’s, welche hier Landhäuser und Gärten besitzen. Sein oberer Theil heißt VAL DE SOL. Es steigt dieses Thal bis zu den Gletschern des Oerteler auf, und belohnt den Wanderer durch alle Schönheiten und Wunder der Hochalpenwelt. Zwischen St. Michael und Lavis, der letzten Poststation vor Trient, engert sich der Weg zu einem Defilee; aber nicht lange, so verwandelt sich dieses bei einer scharfen Krümmung in ein prächtiges Thal, und der staunende Blick überschaut die Ebene, in deren Schooße die uralte Hauptstadt des südlichen Tyrols sich lagert.

Trient – das Tridentium der Alten – ist etruskischer Gründung, folglich früherer als Rom. Später ward es zur Hauptstadt der Coromannen, bis es, mit ganz Rhätien, dem Joche der Römer sich beugte. – Bei dem Verfalle des Weltreichs wechselte es unaufhörlich Geschicke und Herren. Denn an dem Wege gelegen, den die Italien überziehenden Völker des Nordens und Ostens nahmen, gehörte es bald den Hunnen, bald den Gothen, bald den Lombarden und Franken. Später war es ein Grenzwaffenplatz zwischen Italien und Deutschland, bald den Venetianern, bald Oesterreich unterthan. Einige Zeit unabhängig unter einem Fürstbischofe, wurde es kurz vor der Auflösung des deutschen Reichs von Oesterreich in Besitz genommen, und theilte später das Schicksal Tyrol’s, mit dem es 1814 an das alte Herrscherhaus zurückfiel.

Die Stadt selbst, so schön auch ihr äußeres Ansehen ist, ist im Innern winklich und düster. Sie hat etwa 800 Häuser und 10,000 Einwohner. Die hier schiffbar werdende Etsch gibt das Mittel zu einem starken Zwischen- und Speditionshandel von Italien nach Deutschland ab, der für viele Familien die Quelle des Reichthums geworden ist. Die große Kirche Sante Maria (das mit der hohen Kuppel überdachte Gebäude auf unserm Stahlstich) ist für die Kulturgeschichte höchst merkwürdig geworden als der Ort, wo das weltberühmte Conzilium gehalten wurde, das letzte und folgenwichtigste aller Generalversammlungen der Väter der Kirche.

Der Anlaß zu diesem Conzilium war das laute Verlangen der Christenheit nach gründlicher Reformation der Kirche, die sie von einer allgemeinen, freien, von Pabst und Fürsten unabhängigen Versammlung hoffte. Lange hatten sich die Päbste gesträubt, ein Conzilium zu berufen; denn sie fürchteten, die Beschlüsse desselben möchten ihrem Ansehen und ihrer Macht gefährlicher werden, als alle früheren. Gleichwohl konnte der römische Stuhl dem wiederholten Begehren, welches Karl der Fünfte mit allem Gewicht seiner Macht unterstützte, endlich nicht widerstehen: und als Karl auf dem Reichstage zu Augsburg, 1536, den Ständen die Zusammenberufung eines Conziliums feierlich versprach, mußte man, um wenigstens zu verhüten, daß der weltliche Herrscher die Prälaten seines Reichs nicht eigenmächtig versammelte, in Rom Anstalt dazu treffen. Pius der Dritte lud das Conzil nach Mantua,